Echter Ginseng – Panax ginseng

Gebräuchliche Namen: Ginseng, Echter Ginseng, Asiatischer Ginseng, Chinesischer Ginseng, Panax ginseng, Koreanischer Ginseng, Menschwurzel, Menschenwurzel, Lebenswurzel, Ren Shen (chinesisch), Allheilkraut, Jinshen, Ginseng radix, Panax, Sanshén, Jen Shen
Lateinischer Name: Panax ginseng
Herkunft: Asien
Kurzvorstellung
Die Samen eines hochwertigen Ginseng sind mindestens 4 Jahre alt, bevor sie in spezielle Baumschulen ausgesät werden. Nach etwa 2 Jahren werden die schönsten Pflanzen selektiert. Die jungen Ginsengpflanzen werden dann in kontrollierte Bedingungen umgesetzt, wo sie besondere Pflege erhalten, wie Belüftung, Schnittmaßnahmen und Nährstoffversorgung.
Für ein optimales Wachstum benötigt Ginseng warme und feuchte Sommermonate, während die Winterperiode kalt verlaufen kann. Am besten gedeiht er in Hanglagen auf über 800 Metern Seehöhe. Die Ernte erfolgt frühestens nach 6 Jahren. Nach der Ernte ist der Boden vollständig ausgelaugt, was den kontinuierlichen Anbau von Ginseng einschränkt. Je nach Ginsenosidgehalt in der Pflanze wird Ginsengextrakt in traditionelle, königliche und kaiserliche Kategorien eingeteilt.
Ausführliche Beschreibung
Stärkende und universell heilende Pflanze, die seit Jahrhunderten selbst von Kaisern verwendet wird.
Botanische Informationen
Panax ginseng ist eine ausdauernde Pflanze, die bis zu 60 cm hoch wächst. Sie besitzt eine aufrechte Wuchsform und eine unterirdische Hauptwurzel, die sich in 1–2 rübenartige, manchmal verzweigte Speicherwurzeln mit einer Länge von mehreren Dezimetern und einem Durchmesser von rund 3 cm aufteilt. Der unverzweigte Stängel stirbt jährlich ab und entsteht im nächsten Jahr erneut aus einem Knospenansatz der Wurzel. Von diesem Stängel wachsen bis zu 7 zusammengesetzte Blätter aus, wobei jedes Blatt aus drei Teilblättchen besteht.
Herkunft und Verbreitung
Seinen Ursprung hat Echter Ginseng in den bewaldeten Regionen Nordostchinas sowie im östlichen Russland rund um den Fluss Ussuri und entlang der Meeresküsten. Isolierte Vorkommen finden sich auch im nordkoreanischen Gebirge bei Kaesong. In anderen Provinzen Chinas wird Ginseng heute vorwiegend kultiviert.
Verwendung / Dosierung
Echter Ginseng ist eine der bekanntesten exotischen Heilpflanzen. In der traditionellen Volksmedizin, in Japan und Korea genießt er eine besonders hohe Wertschätzung. Bereits in Kräuterbüchern aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. wurde Ginseng als Pflanze beschrieben, die die Funktion von fünf Organen unterstützt, den Geist beruhigt und das seelische Befinden verbessert. Seine vielseitige Anwendbarkeit ist in Mythen und Legenden überliefert. Über Jahrhunderte hinweg war Ginseng ausschließlich Kaisern und deren Beratern vorbehalten; erst nach seiner Einführung durch Marco Polo wurde er zum Privileg der europäischen Aristokratie und wohlhabender Herren.
Die am häufigsten verwendete Pflanzenteil ist die getrocknete Wurzel – ganz oder in Scheiben geschnitten. Vereinzelt werden auch die Blätter pur oder mit der Wurzel kombiniert genutzt. Ginseng-Extrakte finden mittlerweile auch in Energy-Drinks und Spezialkaffees Verwendung. Seine kräftigenden Eigenschaften nutzt man ebenfalls in der Kosmetik und in Haarpflegemitteln.
Zahlreiche wissenschaftliche Studien bescheinigen Ginseng komplexe positive Effekte insbesondere auf das Herz-Kreislauf-System (Verlangsamung der Herzfrequenz, Erhöhung des Blutvolumens, bessere Durchblutung und Verringerung des Risikos für Herzinfarkt oder Schlaganfall ohne negativen Einfluss auf den Blutdruck), das Nerven- und Immunsystem sowie auf die endokrinen Drüsen.
Einige Inhaltsstoffe von Ginseng zeigen kardioprotektive Wirkungen, wie in in-vitro- und in-vivo-Studien beobachtet wurde: Hemmung der Aktivität und Ausschüttung von Herz-Troponin und Erhöhung der Sauerstoffkonzentration im Gewebe führten zu verminderter Herzmuskelhypertrophie, geringerem Risiko für ischämische Herzerkrankungen sowie zu einer Verbesserung der Herzfunktion.
Klinische Untersuchungen belegen zudem einen blutdrucksenkenden Effekt mancher Ginsenoside. Zum Beispiel berichten koreanische Studien über die Stabilisierung des Blutdrucks und eine Verbesserung der Endothelfunktion bei Patienten mit diagnostizierter Hypertonie.
Rund fünf in-vivo-Studien zeigten nach 8-wöchiger Einnahme eines Ginsengwurzelextrakts ein reduziertes Körpergewicht. Die Hemmung der Bildung neuer Blutgefäße in Fettgewebe durch Inhaltsstoffe der Ginsengwurzel (via VEGF-A, FGF-2, MMP-2) scheint die Fettgewebsbildung zu verringern und Adipositas vorzubeugen. In-vitro-Untersuchungen bestätigten ebenfalls antiadipöse Wirkungen.
Ginseng besitzt adaptogene Eigenschaften, indem er die Sauerstoffversorgung des Gewebes verbessert und den Stoffwechsel von Fetten und Zuckern fördert. Seine Inhaltsstoffe senken den Blutzuckerspiegel und unterstützen günstige Glukosewerte bei Patienten mit Typ-2-Diabetes.
In-vivo-Modelle belegten eine blutzuckersenkende Wirkung der Ginsengwurzel bei Tieren mit induziertem Typ-2-Diabetes; zudem wurden ein Rückgang der Plasmaglukosewerte, des Gesamtcholesterins und des "schlechten" LDL-Cholesterins gemessen. In Studien mit Mäusen reduzierte ein Ginsengextrakt nach 2–4 Monaten die oxidativen Stressparameter, verbesserte die Herz-Kreislauf-Funktionen und die glomeruläre Filtration als Kennwert für die Nierenfunktion. Es wird angenommen, dass Inhaltsstoffe der Ginsengwurzel präventiv gegen diabetische Nephropathie wirken.
Generell wird Ginseng zur Steigerung mentaler und körperlicher Leistungsfähigkeit bei Schwäche, Erschöpfung und Müdigkeit eingesetzt. Die enthaltenen Wirkstoffe erhöhen Wachheit und Konzentration und vertreiben Ermüdungserscheinungen. In Kombination mit Ginkgo-biloba-Extrakt steigern sie Ausdauer und Widerstandskraft bei körperlicher sowie psychischer Belastung oder Stress, erfrischen Körper und Geist und helfen, mit Stresssituationen besser umzugehen.
Vier spezifische Ginsenoside und die Verbindung K aus der Ginsengwurzel zeigen in-vitro und in-vivo neuroprotektive Effekte im zentralen Nervensystem – vermutlich durch Hemmung der ROS-Synthese, Produktion von TNF-α, NF über NF-κB sowie Reduktion der COX-2- und IL-1β-Aktivitäten und anderer entzündungsfördernder Faktoren. Dadurch werden kognitive Funktionen verbessert, das Gedächtnis gestärkt, Nervenzellen vor Schwäche und Erschöpfung geschützt und in Kombination mit Ginkgo-Inhaltsstoffen auch die Durchblutung des Gehirns gefördert.
Zahlreiche Studien zu Ginsenosiden kamen übereinstimmend zu dem Ergebnis, dass Ginseng die körpereigenen Abwehrkräfte stärkt und bestimmte Komponenten des Immunsystems anregt (T-Zellen, natürliche Killerzellen). Während Virusinfektionen trat bei 50 % der Probanden eine vollständige Ausheilung ein, bei den übrigen verlief die Genesung schneller und mit weniger Komplikationen.
Ginseng regt ganz allgemein die Aktivität und Funktion des Immunsystems an. In in-vivo-Versuchen an gesunden Tieren wurde bereits 20 Minuten nach Anwendung eine deutliche Steigerung der Interleukin-Werte und eine erhöhte Stimulation von B- und T-Lymphozyten nachgewiesen. In-vitro-Modelle belegten eine vermehrte Proliferation von Lymphozyten und ein beschleunigtes Reifen dendritischer Zellen, sowie eine verstärkte MHCII-Expression und weitere immunstärkende Parameter.
In Regionen, in denen Ginseng traditionell konsumiert wird, gibt es eine hohe Anzahl vitaler Senioren mit geringer Krebshäufigkeit. Die antioxidativen Effekte und vermutlich auch die immunstimulierende Wirkung gelten als zentrale Faktoren für Langlebigkeit, verbesserte physiologische Funktionen im Alter und Stressreduktion durch Neutralisation freier Radikale sowie Senkung des vaskulären endothelialen Wachstumsfaktors.
Auswertungen von etwa 30 randomisierten, placebokontrollierten klinischen Studien zeigen, dass Extrakte aus Ginsengwurzeln oder Ginsengpräparate einen positiven Einfluss auf die sexuelle Gesundheit insbesondere von Männern ausüben können und Erektionsstörungen verbessern helfen.
Volksmedizin
In der traditionellen Volksmedizin wird Ginseng gerne als ausgezeichnetes Ergänzungsmittel bei der Behandlung von Diabetes, Stress und als Aphrodisiakum verwendet. In Südostasien empfiehlt man Ginseng zur Linderung von Erschöpfung sowie zur Steigerung von geistiger und körperlicher Leistungsfähigkeit. Heilkundler setzen die Wurzel bei Herzschwäche und Schwächen des zentralen Nervensystems ein. In der Traditionellen Chinesischen Medizin nutzt man Ginseng als "erwärmendes" Mittel zur Vorbeugung und Behandlung vielfältiger Krankheiten.
Einschränkungen
Unerwünschte oder Nebenwirkungen von Ginseng wurden nicht beobachtet, solange die empfohlene Tagesdosis nicht überschritten wurde. Bei Überdosierung sind toxische Effekte auch dann äußerst selten. Eine Studie, die Langzeitwirkungen von 15 Gramm pro Kilo Körpergewicht untersuchte, fand einen Anstieg des Blutdrucks, Schlaflosigkeit, Verdauungsbeschwerden, depressive Verstimmungen und Verwirrung bei starker Exposition.
Achtung: Nicht anwenden bei Überempfindlichkeit gegenüber einem der Bestandteile im Präparat.
Wirkstoffe
Echter Ginseng enthält eine Vielzahl aktiver Substanzen. Die wesentlichsten Inhaltsstoffe sind Saponine, Antioxidanzien, Polysaccharide und Peptide. Die erste isolierte Verbindung aus Ginseng war das Glykosid Panaquilon, gefolgt vom Saponin Panaxin. Bislang wurden etwa 70 verschiedene Saponine, die allgemein als Ginsenoside bezeichnet werden, nachgewiesen. Zu den Antioxidantien zählen Maltol und Salicylsäure. Eine weitere bedeutende Verbindung ist Gitan, von der nachweislich starke immunstimulierende Effekte ausgehen. Wichtig sind zudem die hohen Mengen triterpenoider Saponine.
Traditionelle Dosierung
Medizinisch verwendet wird überwiegend die getrocknete Wurzel. Sie wird traditionell direkt an der Sonne oder mit Zucker im Kunstlicht getrocknet, vor dem Verzehr zermahlen oder in Stücke geschnitten. Im Handel ist Ginseng als Wurzel, Extrakt, Sirup oder Kapseln erhältlich – entweder als Einzelzutat oder in Kombination mit anderen Wirkstoffen, meist Vitaminen.
Ginseng wird klassisch als Tee getrunken, manchmal als alkoholischer Auszug (Tinktur) oder in Tablettenform.
Frische Blätter können als Tee aufgegossen oder in kleinen Mengen als Salatbeigabe verwendet werden. Auch getrocknete Blätter werden zur Zubereitung eines Aufgusses (ca. 1 Gramm Blätter mit unter 100 °C heißem Wasser) genutzt.