Echter Ehrenpreis – Veronica officinalis

Echter Ehrenpreis – Veronica officinalis

Gebräuchliche Namen: Echter Ehrenpreis, Gemeiner Ehrenpreis, Wald-Ehrenpreis, Veronica, Health Speedwell, Common Gypsyweed, Common Speedwell, Paul's Betony, Sickle Grass, Glorious Grass, Heatch Speedwell, Veronica officinalis (Latein, wissenschaftlich)

Lateinischer Name: Veronica officinalis

Herkunft: Asien, Europa, Nordamerika

Kurzvorstellung

Echter Ehrenpreis ist eine äußerst anspruchslose Pflanze, die in manchen Regionen sogar als Unkraut gilt. Sie ist ideal für sonnige oder halbschattige Gärten und Balkone geeignet. Ein großer Vorteil des Ehrenpreises ist seine bemerkenswerte Frosthärte – nahezu alle Arten überstehen Temperaturen bis zu -34 °C. Ehrenpreis bevorzugt leichten, durchlässigen Boden mit ausreichend Nährstoffen und gedeiht sowohl in trockener als auch in feuchter Umgebung, wobei er während der Blütezeit besonders von etwas mehr Feuchtigkeit profitiert.

Ausführliche Beschreibung

Reinigende und entzündungshemmende Heilpflanze – entdecken Sie den Ehrenpreis!

Botanische Informationen

Echter Ehrenpreis ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die bis zu 50 cm hoch wird und über ein stark verzweigtes Wurzelsystem verfügt. Der Stängel ist aufrecht, grün, beblättert und leicht behaart, der sich in zwei Abschnitte gliedert: Der untere Teil ist kriechend, während der obere in einer Blütenähre endet. Die Blätter sind gegenständig angeordnet, zart behaart, elliptisch bis lanzettlich, stumpf zugespitzt, 1,5–5 cm lang und 1–3 cm breit. Die dichten, traubenförmigen Blütenstände enthalten 15–35 Einzelblüten. Die kleinen, gestielten, blattachselständigen Blüten sind violett bis blassblau und erscheinen von Mai bis August. Als Frucht bildet sich eine Kapsel mit kleinen, flachen Samen.

Herkunft und Verbreitung

Echter Ehrenpreis stammt ursprünglich aus Europa und Westasien. Siedler brachten die Art nach Nordamerika, wo sie sich gut angepasst hat. Man findet Ehrenpreis häufig in Niederungen, Hügelregionen, Vorgebirgen und Gebirgen, in Wäldern, auf Wiesen, Heideflächen, Weiden, Lichtungen und weiteren Standorten mit nährstoffarmen oder mineralstoffarmen, trockenen Böden sowie in sonnigen bis halbschattigen Lagen. Feuchte Standorte werden gemieden. In Deutschland kommt Ehrenpreis verbreitet in Wald- und Offenland-Habitaten, vor allem in höheren Lagen, vor.

Verwendung / Dosierung

Bereits in der historischen Heilkunde war Ehrenpreis eine beliebte und vielseitig geschätzte Heilpflanze. Ältere Kräuterbücher empfahlen ihn zur Entgiftung, für die Förderung der Wasserausscheidung und zur Unterstützung der Blutreinigung, bei Gelenkproblemen und Hauterkrankungen. Seit dem 16. Jahrhundert gilt Ehrenpreis offiziell als Heilpflanze, erstmals erwähnt durch den Botaniker Hieronymus Bock, der ähnliche Vorteile wie die heutige Volksmedizin beschrieb. Bis heute wird Ehrenpreis bei hohem Cholesterinspiegel, entzündlichen Erkrankungen der oberen Atemwege (fördert das Abhusten) sowie bei Entzündungen des Verdauungstraktes genutzt.

Für medizinische Zwecke wird das Kraut des Ehrenpreises (Herba Veronicae) während der Blütezeit (Juni bis August) gesammelt. Die Kräuter werden einige Zentimeter über dem Boden abgeschnitten und schonend (natürlich oder künstlich bis max. 35°C) in dunklen, gut belüfteten Räumen getrocknet. Während des Trocknens darf das Heilkraut nicht braun werden, da dies auf den Abbau der Hauptinhaltstoffe – z. B. des Aucubins – hindeutet.

Die Heilpflanze wirkt reinigend auf die Harnwege, hilft bei Harnsteinen und urologischen Entzündungen und bringt in Kombination mit anderen Kräutern Linderung bei Entzündungen der Bronchien, bei Asthma und chronischen Entzündungen. Ehrenpreis unterstützt die Gesundheit der Atemwege, löst Schleim und fördert das Abhusten. Er soll weiter Cholesterin im Blut senken, die Enzymproduktion der Bauchspeicheldrüse fördern und besitzt „entgiftende Eigenschaften“.

Die Inhaltsstoffe sind in der Lage, Harnsteine aufzulösen, das Harnsystem zu reinigen und Symptome von Harnwegsentzündungen zu lindern. Die Europäische Arzneimittel-Agentur schreibt der Pflanze einen Beitrag zur normalen Funktion von Nieren und Blase zu – eine Einschätzung, die sich auf wissenschaftliche und volksmedizinische Erfahrungen stützt. Auch die antibakterielle Wirkung des Ehrenpreises wurde wissenschaftlich nachgewiesen: Besonders empfindliche Bakterienstämme sind Listeria monocytogenes und Listeria ivanovii, während ein teilweiser Effekt auch bei Staphylococcus aureus, Bacillus cereus und Enterococcus faecalis beobachtet wurde. Inhaltsstoffe wie Beta-Sitosterol, Kampesterol und Hispidulin sind hierfür verantwortlich.

Studien untersuchten außerdem die Wirkung von Ehrenpreiskraut-Extrakten auf zu hohe Cholesterinwerte. In-vivo-Untersuchungen zeigten, dass Extrakte (insbesondere der Wirkstoff Isoakteosid) Cholesterin- und Triglyzeridwerte bei Tieren mit cholesterinreicher Ernährung senken können. Phenolische Verbindungen aus verschiedenen Pflanzenbestandteilen wirken zudem präventiv gegen oxidativen Zellstress. Verschiedene in-vitro-Tests ergaben eine ausgeprägte antioxidative Kapazität der Extrakte, etwa im Hinblick auf das Neutralisieren freier Radikale.

Iridoidglykoside wie Verprosid und Verminosid zeigten einen signifikanten in-vitro entzündungshemmenden Effekt durch Hemmung der PGE(2)-Freisetzung über COX-2-Inhibition und die Beeinflussung der NF-κB-Signalkaskade bei aktivierten Zellen. Aufgrund der überzeugenden Belege ist Ehrenpreis von mehreren Gesundheitsagenturen offiziell als Heilpflanze zur Erhaltung eines gesunden Zustands und einer normalen Funktion der Atemwege anerkannt.

Traditionell wird Ehrenpreis auch zur Förderung des Einschlafens und zur Verbesserung des Nachtschlafs eingesetzt; Inhaltsstoffe können zur Entspannung beitragen und Schlafprobleme mindern. In manchen Kräuterpräparaten für die Schlafinduktion ist Ehrenpreis enthalten, es gibt auch Monopräparate in Kapsel- oder Tropfenform.

Bereits 1985 wurde eine heilende Wirkung von Ehrenpreiskrautextrakt auf Magengeschwüre im Tiermodell beschrieben. Bei mit Indometacin verursachten Magenschleimhautläsionen zeigte Ehrenpreis regenerierende und heilende Eigenschaften. Weitere Berichte deuten darauf hin, dass Ehrenpreis die Wundheilung fördern und zur Aufrechterhaltung eines gesunden Hautbildes beitragen kann.

Volksmedizinische Anwendung

In der Volksheilkunde findet sich Ehrenpreis für die Unterstützung der endokrinen Funktion, bei entzündlichen Erkrankungen, Muskelkrämpfen, Magenbeschwerden, zur Ausleitung toxischer Stoffe, bei Hautausschlägen, Pilzinfektionen, Schlangenbissen, Hundebissen, Nierenerkrankungen, bei Tuberkulose, Menstruationsbeschwerden und äußerlich bei Hautproblemen, Krätze, Verbrennungen oder als Gurgellösung bei Zahnfleischentzündungen. Ein Tee aus Ehrenpreis wird oft bei Darmentzündungen und Durchfallerkrankungen getrunken.

Inhaltsstoffe

Echter Ehrenpreis enthält eine Vielzahl von Inhaltsstoffen. Besonders hervorgehoben werden Gentisinsäure, Kaffeesäure, Chlorogensäure, Cumarsäure, Ferulasäure, Sinapinsäure, Flavonoide wie Quercetin, Quercitrin, Luteolin, Apigenin, Chrysoeryol, Scutellarein, Isoscuttelarein, außerdem Gallussäure, Glykosid Aucubin, Bitterstoffe, Vitamin C, Saponine, ätherische Öle, Harze und mehr. Interessant sind auch Jaceosidin, Hispidulin, Eupalitin, Eupatorin, Casticin und Acacetin sowie natürliche Sterole wie Ergosterol, Brassicasterol, Stigmasterol, Campesterol und Beta-Sitosterol.

Traditionelle Dosierung

Am häufigsten wird Ehrenpreis als Abkochung (Tee) verwendet: Das Kraut wird in 300 ml Wasser 2–5 Minuten gekocht (bei äußerlicher Anwendung 5–10 Minuten). Innerlich wird der Sud 2–4 Mal täglich je eine Tasse getrunken. Zur Förderung der Entgiftung nutzt man 2–3 Teelöffel frischen Saft aus dem Kraut, 2–4 Mal täglich. Ehrenpreis kann frei Kräuterteemischungen beigefügt werden oder junge Triebe als Zutat in Salaten, Soßen und Suppen dienen.

Eine Tinktur stellt man her, indem 2 Handvoll zerkleinertes Kraut in 1 Liter 38–40%igen Alkohol 2 Wochen mazeriert wird. Diese Tinktur wird zur Wundheilung oder bei rheumatischen Beschwerden oder Gicht äußerlich aufgetropft; innerlich helfen 15 Tropfen in Tee oder Wasser 3 Mal täglich bei Bronchitis oder Entzündungen der Atemwege. In englischen Kräuterbüchern wird eine Mischung aus Ehrenpreis, Löwenzahn und Zichorie im Verhältnis 2:1:2 empfohlen, aufgegossen mit 300 ml Wasser bei Leber- oder Milzerkrankungen.