Eberesche – Sorbus aucuparia

Eberesche – Sorbus aucuparia

Gebräuchliche Namen: Eberesche, Vogelbeere, Ebereschenbeere, Ebereschenbaum, Rowan, Rowanbeere, Berg-Esche, Bergesche, quick beam, mountain-ash, rowan tree, rowan berry, Eberash, Sorbus aucuparia, Sorbier des Oiseaux, Sorbier des Oiseleurs, sorb apple, Pyrus aucuparia

Lateinischer Name: Sorbus aucuparia

Herkunft: Europa

Kurzvorstellung

Die Eberesche bevorzugt meist mäßig feuchte bis mäßig trockene, sandige Böden, eher sauer und ohne besondere Ansprüche an den Humusgehalt. Sie gedeiht auf lehmigen bis sandigen Böden sowie auf feuchten Moorstandorten. Was sie hingegen nicht verträgt, sind stark salzhaltige oder dauerhaft nasse Substrate. Die Eberesche toleriert Halbschatten und Schatten und kommt mit trockenen Wintern zurecht. Sie ist zudem äußerst widerstandsfähig gegenüber Luftverschmutzung, starkem Wind und Schneestürmen.

Die Samen keimen rasch und unkompliziert, sodass sich die Eberesche leicht zwischen Steinen, auf Ruinen oder in hohlen Bäumen ansiedeln kann. Ihre Kultivierung gilt als sehr einfach, schnell und pflegeleicht. Die Beeren werden Ende August oder Anfang September geerntet. Die Fruchtbeeren sollten erst im Schatten und dann – wenn möglich – in voller Sonne getrocknet werden.

Ausführliche Beschreibung

Ebereschenbeeren reinigen, erfrischen und entspannen.

Botanische Informationen

Die Eberesche zeigt sich morphologisch als mehrjähriger Strauch oder Baum und erreicht eine Höhe von bis zu 15 Metern (in Ausnahmefällen bis zu 20 Meter!). Die Baumkrone ist locker, oval oder unregelmäßig geformt und breit und besitzt oft mehrere Stämme. Der Stamm ist schlank und erreicht maximal 40 cm Durchmesser, mit einer gelblich-grauen Rinde und aufrecht wachsenden Ästen. Das Wurzelsystem dringt tief und weit ins Erdreich vor und kann Schösslinge treiben, sodass die Eberesche nach Rückschnitt regenerationsfähig ist.

Die Blätter sind lanzettlich, etwa 20 cm lang und 8–15 cm breit, gefiedert, gegenständig angeordnet mit 4–9 Fiederpaaren. Die Einzelblättchen sind zwischen 2–7 cm lang, 1–3 cm breit, leicht behaart, mit glatten Rändern und kurzem Blattstiel. Die Eberesche ist einhäusig – ein Individuum trägt sowohl weibliche als auch männliche Blüten. Die Geschlechtsreife wird um das 10. Lebensjahr erreicht, ab dann blüht der Baum fast jährlich. Die Blütezeit erstreckt sich von Mai bis Juni in Trugdolden. Die gelblich-grünlich-weißen Blüten sind 8–10 mm im Durchmesser, mit dreieckigen Kronblättern. Die Früchte erscheinen von August bis Oktober und sind rund 1 cm große, ovale, grüne Beerenfrüchte.

Herkunft und Verbreitung

Die Eberesche ist vermutlich in ganz Europa, in Südwestasien und Nordafrika heimisch. Heute ist sie verbreitet von Madeira und den Azoren über Island, die Färöer-Inseln bis nach Ostsibirien und Nordchina. Der nördlichste, bekannte Standort liegt in Norwegen auf dem 71. Breitengrad.

Verwandte Arten kommen fast flächendeckend in Nordasien und in Teilen Nordamerikas vor (Achtung, nicht verwechseln!). Die Eberesche wächst natürlicherweise in verschiedensten Wäldern, an Waldrändern, Böschungen und auf umgestürzten Baumstämmen. Sie besiedelt Flachland ebenso wie Hochlagen; in den Alpen findet man die Eberesche bis auf 2000 m Höhe.

Verwendung / Dosierung

Der Waldbaum wächst relativ zügig, erreicht aber kein hohes Alter (maximal ca. 80 Jahre). Das Ebereschenholz ist elastisch, biegsam, hart, aber wenig widerstandsfähig. Hauptsächlich handelt es sich daher um einen dekorativen Baum. Früher fand das Holz Verwendung im Möbel- und Werkzeugbau sowie zur Hangbefestigung in Gebirgslagen. Die Früchte dienten traditionell auch zum Anlocken und Fangen von Vögeln.

Im Gebiet der heutigen Tschechischen Republik begann der gezielte Anbau der Eberesche im Jahr 1779 auf Empfehlung von Maria Theresia. Essbare Sorten wie Sorbus aucuparia var. dulcis Kraetzl, var. edulis Dieck oder moravica Dippel wurden erstmals 1810 in der Nähe von Ostružná im Altvatergebirge entdeckt und verbreiteten sich im 20. Jahrhundert stark in Österreich-Ungarn und Deutschland (oft gemeinsam mit Zichorie als Kaffeeersatz).

Die Rinde und ein Aufguss aus den Früchten werden traditionell als adstringierendes Mittel zur Behandlung von Durchfallerkrankungen und milden vaginalen Infektionen eingesetzt. Verschiedene Inhaltsstoffe der Früchte unterstützen die Linderung chronischer Durchfälle und den Heilungsprozess geschädigter Gefäße, etwa bei äußeren Hämorrhoiden. Als Adstringens können sie Entzündungen der Mundschleimhaut bei regelmäßigem Gurgeln lindern.

Phenolische Inhaltsstoffe der Ebereschenfrüchte wurden in Studien auf ihre antioxidative Aktivität untersucht (verschiedene Extrakte: Wasser, Methanol, Ethanol), insbesondere im Hinblick auf ihre Fähigkeit zur Abwehr freier Radikale. Anthocyane, Flavonole, Tannine und phenolische Säuren konnten nachgewiesen werden. Die Haupteffekte sind auf Derivate der Chlorogensäure und Kaffeesäure (zwischen 60–80% Gehalt) zurückzuführen.

Extrakte der wilden und kultivierten Ebereschen wurden in weiteren Untersuchungen analysiert, u.a. im Hinblick auf ihren bakteriostatischen Effekt gegen Staphylococcus aureus, der konzentrationsabhängig ausgeprägt war. In-vitro-Studien zeigen einen hemmenden Effekt auf die DNA-Polymerase, mit möglicher antibakterieller Wirkung gegen Gram-negative Bakterien – ein möglicher Ansatz für neue Antibiotika.

Eine kleinere in-vivo Studie belegte einen leichten antineoplastischen Effekt von Ebereschenfrucht-Extrakt bei Mäusen mit Lungenkarzinom und Hautmelanom im Vergleich zu Cyclophosphamid, was Potenzial bei Krebserkrankungen vermuten lässt.

Die genannten Erkenntnisse und die Überlieferungen der Volksheilkunde führen dazu, dass nationale Behörden gesundheitsbezogene Aussagen für die Eberesche anerkennen, insbesondere zu körperlicher Erfrischung und Unterstützung des Immunsystems bei Stress und starker Belastung. Verantwortlich hierfür sind v.a. Vitamin C, weitere phenolische Antioxidantien (Anthocyane, Tannine, Flavonoide etc.) und deren Derivate. Sie fördern Regeneration und Erfrischung des Körpers bei Anstrengung.

Traditionelle Anwendung

In der Volksmedizin gelten die Beeren als harntreibend, mild abführend, antirheumatisch, gallenfördernd und steinzersetzend in den Harnwegen sowie als lindernd bei Entzündungen der oberen Atemwege. Sie werden für Bäder bei leichten Ekzemen verwendet. Abkochungen werden – besonders bei Frauen – als Ergänzung von Hormonen bei Mangel getrunken.

Die Ebereschenbeeren wirken volksmedizinisch leicht laxierend, auch adstringierend (der Geschmack ist herb und leicht bitter), zum Teil diuretisch, früher wurden sie als Cholagogum und zur Vorbeugung von Skorbut gegeben. In der traditionellen Heilkunde Osteuropas gelten die Beeren als „Blutreiniger“, zum Anregen des Stoffwechsels und zur Unterstützung des Harnsäureabbaus bei Beschwerden wie Gicht und anderen Gelenkentzündungen.

In der österreichischen Volksmedizin werden die Früchte als Tee, Sirup oder Likör zur innerlichen Anwendung gegen Atemwegserkrankungen, Fieber, Infektionen, Erkältungen, Grippe, Rheumatismus und Gicht eingesetzt. In Deutschland werden Abkochungen bei chronischen Nierenleiden und Sirup bei Heiserkeit empfohlen.

Blüten und Beeren werden zur Unterstützung der Verdauung und Gallensäureausscheidung, gegen schmerzhafte Menstruation, Verstopfung und Nierenbeschwerden eingesetzt. Manche Kräuterbücher empfehlen regelmäßigen Konsum der Eberesche bei Vitamin-C-Mangel als natürliches Nahrungsergänzungsmittel.

Einschränkungen

Bestimmte Inhaltsstoffe der Ebereschenbeeren können Kopfschmerzen verursachen (abhängig von der Dosis); durch Kochen oder Trocknen werden diese Stoffe jedoch inaktiviert. Der Apotheker Mannfried Pahlow beschrieb Nebenwirkungen nach dem Verzehr sehr großer Mengen der rohen Früchte.

Wirkstoffe

Die Ebereschenbeeren enthalten signifikante Mengen an Carotinoiden (Sorbusin), Zitronensäure, Weinsäure, Apfelsäure, Parasorbinsäure, Sorbinsäure und Ascorbinsäure. Weiterhin sind enthalten: Provitamin A, Zucker (Sorbitol, Sorbose), Tannine, Pektine, Anthocyane, ätherische Öle, Bitterstoffe, Flavonoide und glykosidische Substanzen. Typische Verbindungen sind Chlorogensäure, Kaffeesäure, p-Cumarsäure, Rutin und Quercetin-3-O-rutinosid.

Traditionelle Dosierung

Die Beeren werden 2–3 Mal täglich in Form einer Tasse Mazerat (6 Stunden angesetzt), als Abkochung (2 Minuten kochen, dann 10 Minuten ziehen lassen) oder als Sirup (3–4 TL, hergestellt aus gepressten, gefilterten Früchten mit Zucker im Verhältnis 1:1, etwa 15 Minuten eingekocht) eingenommen.

Aus den Früchten lassen sich außerdem Wein und verschiedene Säfte herstellen. Die Beeren sollten vor dem Verzehr stets gekocht oder getrocknet werden. Ein konzentrierter Sud eignet sich auch für Bäder, Umschläge oder Waschungen.