Drachenblut – Sangre de Drago

Gebräuchliche Namen: Drachenblut, Croton lechleri, Sangre de Drago, Sangre de Grado, Dragon's Blood, Sangue de Drago, Sangue de Água, Sang de Dragon, Taspin, Blood of the Dragon, SP 303, racurana, uksavakiro, eshape, jimi mosho, ginmunaji, kosamati, shawan karo, yawar wiki, jata akui, irare, mosikamboya, Lan-Hiqui
Lateinischer Name: Croton lechleri
Herkunft: Südamerika, Nordamerika
Kurzvorstellung
Die rote Baumharzmischung – Drachenblut – wird in den frühen Morgenstunden geerntet, da nach Sonnenaufgang die Harzausbeute geringer ist. Im Allgemeinen stammt Drachenblut von 10–20 Jahre alten Bäumen mit einem Stammdurchmesser von etwa 45 cm. Das frisch gesammelte Harz ist sauer (pH circa 4,3) und von dunkler, blutroter Farbe. Die Vorteile des Anbaus ergeben sich aus dem schnellen Wachstum von Croton lechleri in seiner natürlichen Umgebung. Der Baum bevorzugt gut durchfeuchtete, nährstoffreiche Böden.
Ausführliche Beschreibung
Peruanisches Naturdesinfektionsmittel mit durchfallhemmender Wirkung.
Botanische Informationen
Croton lechleri, die Pflanze, aus der Drachenblut gewonnen wird, ist ein fast 20 Meter hoher Baum mit einer pilzförmigen (nach anderen Quellen regenschirmartigen) Krone und stammt aus dem Amazonasgebiet. Der Stamm trägt eine dunkelgraue, auffällig gefleckte Rinde. Die herzförmigen, hellgrünen und behaarten Blätter werden etwa 30 cm lang, die Blüten sind hell und grünlich-weiß und wachsen in Gruppen. Die Früchte sind kleine, rötliche Beeren. Das namensgebende Drachenblut ist ein dunkelrotes, schäumendes Harz, das nach Anritzen oder Abschaben der Rinde mit einem scharfen Gegenstand austritt. Farbe und Beschaffenheit erinnern tatsächlich an „Drachenblut“.
Herkunft und Verbreitung
Der Baum ist in den Regenwäldern des Amazonas sowie in den Vorgebirgen und höheren Regionen der Anden beheimatet, wo er in Höhenlagen von 300 bis 2.000 Metern wächst. Heute wird Drachenblut überwiegend auf Plantagen in Peru, Ecuador und Kolumbien geerntet. Croton lechleri ist eng mit seinem natürlichen Lebensraum verbunden; es gibt keine bekannten Vorkommen außerhalb Amerikas zu kommerziellen Zwecken.
Verwendung / Dosierung
Drachenblut ist das Harz, das aus dem Croton lechleri gewonnen wird, auch wenn weltweit Produkte namens „Drachenblut“ von anderen Bäumen erhältlich sind, darunter Dracaena draco (Kanaren), Daemonorops draco (Südostasien), Pterocarpus draco (Westindien) und weitere Croton-Arten aus Mittel- und Südamerika. Die westliche Welt entdeckte Drachenblut durch die spanischen Eroberer, insbesondere durch den Priester Bernabé Cobo um 1600, der die positiven Eigenschaften des Drachenbluts sowohl bei äußerlicher als auch innerlicher Anwendung in der traditionellen Heilkunde beschrieb.
Klinische Studien belegen, dass ein Extrakt des Drachenbluts (speziell der Extrakt SP 303) den Durchfall bei HIV-Patienten mit fortgeschrittener Infektion lindern kann. Auch bei Reisediarrhö und wässrigen Durchfällen haben Inhaltsstoffe eine durchfallhemmende Wirkung gezeigt. Es gibt ausreichende Belege dafür, dass Kombinationen der Inhaltsstoffe innerlich gegen verschiedene Durchfallarten wirken. Weitere Studien zeigten einen positiven Effekt bei nicht-infektiösen Störungen im Zusammenhang mit HIV-Therapie. Im Verdauungstrakt hilft Drachenblut bei Reizdarmsyndrom und hat in Tierversuchen die Symptome von Magen- und Darmgeschwüren reduziert. Pilotstudien deuten darauf hin, dass Inhaltsstoffe von Drachenblut bei Hepatitis A, B und C, Blähungen und Verdauungsbeschwerden Vorteile bringen könnten.
Andere Untersuchungen zeigen, dass auf die Haut aufgetragenes Drachenblut bei der Behandlung von genitalen und analen Herpes-simplex-Infektionen bei chronisch HIV-Erkrankten wirksam ist. Die Kombination der Inhaltsstoffe mit gängigen antiviralen Mitteln wie Aciclovir erwies sich als sehr vorteilhaft, jedoch zeigte Drachenblut keinen Effekt bei Patienten, die nicht auf Aciclovir ansprechen.
Weiterhin wurde die Anwendung von Sangre de Drago-Harz zur Linderung von Hautreaktionen nach schmerzhaften Insektenstichen (Wespen, Bienen, Ameisen des Amazonas) untersucht. Inhaltsstoffe von Drachenblut sind auch hilfreich bei allergischen Hautreaktionen und Ekzemen. Äußerlich wird es traditionell bei Hämorrhoiden, Unterschenkelgeschwüren, Verbrennungen und Schnittwunden eingesetzt.
Drachenblut wurde auch auf seine Wirkung in der Mundhöhle getestet. Erste Studien zeigen Vorteile in der Behandlung von Schleimhautgeschwüren im Mund- und Rachenraum, bei blutendem Zahnfleisch und Aphten. Einige der Inhaltsstoffe wirken antibakteriell. Auszüge werden zum Spülen oder Gurgeln bei Tonsillitis, Mundinfektionen, Zahnfleischentzündungen und schmerzhaften Mundgeschwüren empfohlen.
Einige Studien zeigen auch antikrebsartige Eigenschaften der Drachenblut-Inhaltsstoffe. Untersucht wurde zum Beispiel das Alkaloid Taspin, das in vitro die Zellteilung von Melanomzellen und von Darmkrebszellen hemmen konnte. Weitere Substanzen scheinen in bestimmter Konzentration das Wachstum von Tumorzellen zu stoppen.
Die Inhaltsstoffe stärken das Immunsystem. Weitreichende Tests zur immunmodulatorischen Aktivität von Drachenblut wurden durchgeführt. Durchflusszytometrische Messungen menschlicher Leukozyten und Phagozyten sowie Untersuchungen zur Hemmung freier Radikale (in vitro) mit DPPH zeigten einen antioxidativen Effekt, entzündungshemmende Wirkung und eine Stimulation des Immunsystems durch Aktivierung von T-Lymphozyten.
Volksmedizin
Im Volksglauben wird der flüssige Latex von Croton lechleri zur Behandlung kleiner Hautprobleme verwendet. Äußerlich fördert Drachenblut die Wundheilung und das Zusammenziehen von Schnitten. Dem Harz werden so starke antibiotische, antivirale und schutzgebende Eigenschaften zugeschrieben, dass es Infektionen in Wunden vorbeugen soll. Außerdem wird es traditionell zur Behandlung von Hämorrhoiden und bei Lungenentzündung innerlich und äußerlich eingesetzt. In der Traditionellen Chinesischen Medizin beeinflusst Croton energetische Bahnen von Milz, Magen, Dünn- und Dickdarm, verbindende Jing- und Yang-Leitbahnen, und wird bei Beschwerden dieser Organsysteme empfohlen.
Wirkstoffe
Drachenblut enthält zahlreiche Terpene aus Etheröl und Harz: u.a. α-Calacorene, α-Thujen, α-Pinen, α-Elemen, α-Caryophyllen, α-Copaen, Borneol, Betain, D-Limonen, Eugenol, α-Terpinen, α-Terpineol, Korberin A und B, Linalool, Myrcen, para-Cymen, Salutaridin, Sinoacutin, Taspin, Vanillin, Terpinen-4-ol, Sparsiflorin, Hydrochlortaspin, Lignin, Methylthymol, Depenten, Camphen, Säuren (Eugenol-, Benzo-, Pektinsäure), Pflanzensterole, Dihydrobenzofuran, Alkaloide (Isoboldin, Norisoboldin), Tannine (speziell Catechine), Zucker (Galaktose, Rhamnose, Laktose), Saponine, Proanthocyanidine und viele weitere Verbindungen.
Traditionelle Dosierung
Innerlich werden 3-mal täglich 10–15 Tropfen in etwa 100 ml Wasser gelöst eingenommen. Für die Mundspülung werden für die äußere Anwendung meist 30 Tropfen in Wasser gelöst, zum Gurgeln 3–5-mal pro Tag. Zur Behandlung lokaler Stellen in der Mundhöhle kann Drachenblut mit einem Wattestäbchen aufgetragen werden. Umschläge oder in Drachenblut getränkte Pflaster werden 1–2-mal täglich auf die Haut oder Warzen aufgebracht, bis zur Heilung (mehrere Tage). Zur Vorbeugung allergischer Reaktionen empfiehlt es sich, vor der ersten Anwendung 2 Tropfen auf die Ellenbeuge zu geben und zu verreiben; bei Ausbleiben von Rötungen oder Juckreiz ist die Anwendung unbedenklich. Warzen sollten sich selbst ablösen, Allergien sollten ausbleiben. Bei Schnitt- und Schürfwunden wird Drachenblut direkt aufgetragen. Nach 3 Wochen sollte eine Anwendungspause eingelegt werden.