Drachenblut – Daemonorops draco

Gebräuchliche Namen: Drachenblut, Drachenblutharz, Daemonorops-Harz, Dragon's Blood, Sangre de Drago, Sangre de Grado, Blut des Drachen, Dracaena draco-Harz, Indonesian Dragon's Blood, Palm Dragon Blood, Dragon's Blood Resin, Sangre de Drago (spanisch), Sangre de Grado (peruanisch), Calamus draco, Pterocarpus draco, Croton lechleri, Dracaena cinnabari, Dragon Tree Resin
Lateinischer Name: Daemonorops draco
Herkunft: Afrika, Asien, Europa, Südamerika
Kurzvorstellung
Die Pflanzen bevorzugen feuchte Standorte und humusreiche Böden in niedrigeren Höhenlagen tropischer Regionen. Viele Arten dieser Bäume wachsen vital und breiten sich rasch aus. Optimal gedeihen sie, wenn die Wurzeln beschattet sind und die Pflanze oberhalb der Krone ausreichend Licht und Raum zur gesunden Entwicklung erhält. Die Ernte der kostbaren Harze erfolgt auf verschiedene Weisen – ein einziger Baum kann etwa 50 Kilogramm Harz liefern.
Ausführliche Beschreibung
Drachenblut, das geheimnisvolle rote Harz, wird seit Jahrhunderten therapeutisch sowohl in der Volksheilkunde als auch in der modernen Medizin verwendet.
Botanische Informationen
Daemonorops draco ist eine mittelgroße Palmenart, die Höhen von 10 bis 20 Metern erreicht. Trotz des imposanten Wuchses besitzt sie einen vergleichsweise schmalen Stamm mit meist weniger als 30 cm Durchmesser. Die Rinde ist glatt, gefleckt und sondert nach dem Anschneiden das tiefrote Harz „Drachenblut“ ab. Charakteristisch sind die großen, hellgrünen, herzförmigen Blätter und die grünlich-weißen Blüten an langen Stielen.
Die Gattung Daemonorops ist auf den Kanarischen Inseln vertreten, die Kultivierung erfolgt vor allem in Indonesien und auf den Molukken, der Ursprung liegt vermutlich in Südostasien. In Literaturquellen wird oft vom „Indonesian Dragon's Blood“ gesprochen. Mittlerweile wird Daemonorops in größerem Umfang auch in China, Taiwan und Malaysia angebaut.
Verwendung / Dosierung
Das Drachenblut-Harz, ein leuchtend rotes Naturprodukt, wird aus verschiedenen Pflanzengattungen wie Daemonorops, Calamus, Pterocarpus, Dracaena und in geringerem Maße Croton gewonnen. Heutzutage stammt ein Großteil des erhältlichen Drachenbluts von Daemonorops draco. Die Harzgewinnung erfolgt durch Anritzen der noch unreifen Früchte.
Schon antike Ärzte aus Griechenland, Rom und dem arabischen Raum kannten und schätzten Drachenblut als Farbstoff, Pigment und Heilmittel bei Atemwegs- und Magen-Darm-Beschwerden. Dioskurides erwähnte das Harz als erster; Griechen und Römer nannten es auch „Blut zweier Brüder“ oder poetisch das „Blut des von einem Elefanten zerdrückten Drachen“. In alten Zeiten sorgten diese Namen teils für märchenhafte Missverständnisse – Drachenblut wurde als echtes Drachenblut legendärer Wesen gehandelt, insbesondere in Rom, China und in indischen Ritualen. In China färbte man damit Möbel, in Europa war es lange gefragter Farbstoff etwa bei der Herstellung von Möbeln oder bei Geigenlack. Im späten Mittelalter wurde Drachenblut sogar als Zutat für luxuriöse Zahnpasta verwendet.
Im Brauchtum und der Volkskunde diente Drachenblut als Räucherwerk zur Vertreibung negativer Energien. Sein dichter, würzig-bitterer, tiefroter Rauch sollte sinnliche und mystische Atmosphäre schaffen, Vorstellungskraft steigern, Intuition fördern und – so die Legende – sogar Impotenz vertreiben. Im afroamerikanischen Voodoo wird Drachenblut bis heute gegen schwarze Magie genutzt.
Im 15. Jahrhundert sammelten Entdecker auf den Kanaren das Harz als getrocknete, granatrote Tropfen der Dracaena draco. Auch andere Dracaena-Arten, zum Beispiel jene, die nur auf Sokotra vorkommen, geben nach Verletzungen des Stamms dieses Harz ab.
Seit den 1980ern wurden die Inhaltsstoffe eingehend untersucht. Besonders Taspin, ein Alkaloid, wurde als förderlich für die Wundheilung („cicatrizant“) identifiziert. Proanthocyanidine, Dimethylcedrusin und Taspin zeigten in europäischen Studien in vivo eine deutlich beschleunigte Wundregeneration. Das Harz konnte die Gewebsheilung bis zu viermal schneller fördern als einzelne isolierte Bestandteile und etwa zehnmal schneller als die natürliche Heilung – dies verdeutlicht den synergistischen Effekt der enthaltenen Substanzen.
Belgische Studien wiesen eine antibakterielle Wirkung gegen pathogene Stämme wie Escherichia coli und Bacillus subtilis nach. Wissenschaftliches Interesse besteht zudem an der Rolle als potenzieller Immunmodulator, Antioxidans und sogar als Antitumormittel („Antineoplastikum“). Eine Veröffentlichung von 2002 beschreibt die hemmende Wirkung der Inhaltsstoffe auf Magen- und Dickdarmkrebszellen sowie eine Wachstumsinhibition bei myeloider Leukämie im Reagenzglas. Taspin wird weiterhin als potenzieller Wirkstoff in der Krebsforschung erforscht.
Die entzündungshemmende Aktivität von Taspin wurde erstmals 1979 nachgewiesen. In den Folgejahren belegten in vivo-Untersuchungen neben der Entzündungshemmung auch antitumorale (gegen Sarkom) und antivirale Effekte. Kanadische Forscher beschrieben antioxidative sowie antimykotische Eigenschaften des Harzes.
Proanthocyanidine (Procyanidine und Prodelphinidine) wurden erstmals 1994 als antivirale Komponenten (SP-303) hervorgehoben. In Tierversuchen unterstützten sie signifikant die Linderung von durch Cholera-Toxin verursachten Durchfällen. Ein entsprechender Extrakt erhielt 2012 in den USA von der FDA die Zulassung als Medikament zur symptomatischen Behandlung von nichtinfektiösen Durchfällen bei HIV/AIDS-Patienten unter antiretroviraler Therapie – als Folge erfolgreicher Phase-3-Studien. In den USA findet Drachenblut Anwendung bei akuten und chronischen Durchfällen, auch bei Reizdarmsyndrom.
Der Wirkmechanismus der Anthocyane beruht auf der lokalen Hemmung von Chlorid-, Calcium- und Natriumkanälen sowie des „Cystic Fibrosis Transmembrane Conductance Regulator“, was zur Regulierung der Wasserausscheidung beiträgt, die Stuhlkonsistenz verbessert und die Durchfalldauer deutlich verkürzt. Das Harz gilt als sehr gut verträglich, mit Nebenwirkungen auf Placebo-Niveau.
Traditionell kommt Drachenblut äußerlich zur Wundversorgung und bei Blutungen zum Einsatz – zum Beispiel als Desinfektion, zur Unterstützung der Heilung und zum Stillen von Blutungen. Die antibiotischen und antientzündlichen Eigenschaften machen es auch heute noch zu einer wertvollen Zutat vieler lokaler Präparate. Wiederholt bestätigt die Forschung den in der Volksheilkunde bekannten Nutzen: Dimethylcedrusin, 1993 isoliert, unterstützte in vivo die Geweberegeneration besonders effektiv.
Aufgrund der geringen Bekanntheit in Europa und unterschiedlicher Gesetzgebung ist die Registrierung und gesundheitliche Indikation bislang nicht erfolgt; daher dürfen keine offiziellen gesundheitsbezogenen Aussagen zur Wirkung gemacht werden.
Homöopathie
In der Homöopathie dienen Zubereitungen aus Drachenblut zur Stimulation des Herzbeutel-Meridians, Stärkung des Immunsystems, Vorbeugung kardiovaskulärer Erkrankungen und zum Schutz des Perikards als vollwertige bioinformative Präparate.
Volksmedizin
Drachenblutharz gilt für Naturheilkundler als eines der erstaunlichsten Heilmittel überhaupt. Über Jahrhunderte wird es als Antioxidans eingesetzt, unterstützt die Wundheilung und spielt eine Rolle bei Durchfallerkrankungen, der Behandlung oberflächlicher Wunden, Entzündungen, Tumoren, Insektenstichen und vielem mehr. Es wird als bestes Mittel zur Stillung von Blutungen und zur Reinigung sowie Desinfektion von Wunden empfohlen.
Traditionell wird das Harz auch gegen Zahnfleischbluten infolge von Vitamin-C-Mangel, Durchfällen und verschleimten Lungen (fördernd für das Abhusten) eingesetzt. In regelmäßiger Dosierung empfiehlt die Volksheilkunde Drachenblut bei und zur Vorbeugung von Durchfallerkrankungen, zur Desinfektion des gesamten Verdauungstraktes (auch zur Austreibung von Würmern) oder zur Vorbeugung von Tumorerkrankungen. Besonders beliebt ist der Einsatz bei Salmonellosen, hohem Fieber und akuten Durchfällen.
Traditionell soll Drachenblut bei der Unterstützung des Immunsystems gegen Viren, Bakterien und krankmachende Pilze helfen. Lokal bekämpft es Herpesbläschen, die antivirale Wirkung findet unter anderem therapeutische Anwendung bei Infekten der Atemwege und des Magen-Darm-Traktes. Auch zur Leber- und Pankreasunterstützung wird es empfohlen. Schmerzlindernde, analgetische Effekte werden vor allem bei Muskel-, Sehnen- und Gelenkschmerzen sowie bei Zahnschmerzen und Menstruationsbeschwerden beschrieben.
Wirkstoffe
Zu den wichtigsten und am intensivsten erforschten Substanzen im Drachenblut zählen Alkaloide (z. B. Taspin, Betanin), Diterpene, Pigmente, ätherische Öle (u. a. Eugenol, Borneol, Camphen, Limonen, Myrcen, verschiedene Phenole), Phytosterole, Phytosteroide (Sytosterol, Sytostenon), Proanthocyanidine (Solutaridin, Alpha-Kalakorin), Tannine, ungesättigte Fettsäuren und zahlreiche Flavolane wie Epicatechine, Catechine und Epigallocatechine.
Weitere interessante Bestandteile sind Alpha-Calacoren, Alpha-Pinen, Beta-Pinen, Betain, Cedrucin, Daucosterol, Bincatriol, Calamenen, Alpha-Copaen, Alpha-Thujen, Beta-Caryophyllen, Beta-Elemen, Crotoninsäure, Vanillin, p-Cymen, Magnoflorin, Lignin, Isoboldin, Dipenten, Korberin, Harz und zahlreiche weitere Verbindungen.
Traditionelle Dosierung
Drachenblut wird bei Wunden, rissiger Haut, Insektenstichen und Verbrennungen direkt auf die betroffenen Stellen gegeben. Vor der äußeren Anwendung kann die Wunde zur Verbesserung des therapeutischen Effekts sorgfältig desinfiziert werden. Für die innere Anwendung empfiehlt die Volksheilkunde, eine Lösung aus dem Harz herzustellen und 5–10 Tropfen davon ein- bis dreimal täglich einzunehmen.