Dangshen – Codonopsis pilosula

Gebräuchliche Namen: Dangshen, Codonopsis, Tangschen, Tang-shen, Arme-Leute-Ginseng, Poor man's Ginseng, Codonopsis pilosula, Radix Codonopsis, Dang shen (chinesischer Ursprung), Pseudoginseng, Bonnet Bellflower, Fangfeng
Lateinischer Name: Codonopsis pilosula
Herkunft: Asien, Australien, Europa, Südamerika, Nordamerika
Kurzvorstellung
Obwohl Dangshen ursprünglich nicht aus Mitteleuropa stammt, lässt sich die Pflanze hier problemlos kultivieren. Die Aussaat erfolgt idealerweise Anfang April oder Ende März, entweder im beheizten Gewächshaus oder in speziellen Gefäßen für exotische Pflanzen. Manche säen sie auch ins Freiland. Die Sämlinge können vereinzelt und auf Abstände von etwa 150–170 mm mal 250–270 mm umgesetzt werden (die Literatur variiert leicht). Der Boden sollte durchlässig, locker und nährstoffreich sein, um das Wurzelwachstum zu fördern. Dangshen bevorzugt Halbschatten. Es wird nicht empfohlen, mehrere Jahre am selben Standort anzubauen. Besonderheit beim Anbau: Nach dem Umpflanzen und Ende der Vegetationsperiode kann ein Zuviel an Feuchtigkeit der Pflanze schaden.
Im ersten Jahr bildet Dangshen keine ausgeprägte oberirdische Pflanze aus und blüht selten. Ab dem zweiten Jahr empfiehlt sich eine Rankhilfe für das Wachstum. Möchte man Samen ernten, ist der Anbau im Spezial-Folientunnel ratsam, ansonsten reifen die Samen oft nicht aus. Für die Nutzung der Wurzeln erfolgt die Ernte bereits ab dem ersten Standjahr: Die Wurzel wird schonend ausgegraben, von Erde befreit und dunkel sowie kühl gelagert. Höchste Erträge liefern dreijährige Pflanzen. Die Wurzel wird getrocknet, kleingeschnitten und kann in 60%igem Alkohol zu einer Tinktur verarbeitet werden. Aus 3 kg Frischwurzel gewinnt man ca. 1 kg Trockenwurzel. Die ideale Wurzel ist fest, kräftig, wenig verholzt, besitzt eine krümelige Schale, ölige Konsistenz und süßen Geschmack.
Ausführliche Beschreibung
Dangshen wird in der traditionellen chinesischen Medizin zur Stärkung des Gesamtorganismus, zur Förderung von Energie, Ausdauer und zum Ausgleich des seelischen Wohlbefindens eingesetzt.
Botanische Informationen
Codonopsis pilosula, bekannt als Dangshen, ist eine mehrjährige Kletterpflanze. Der dunkelviolette, dünne und leicht behaarte Stängel kann bis zu 3 Meter lang werden. Die fleischige Wurzel ähnelt in Farbe und Duft dem berühmten Ginseng. Die Seitenzweige sind unterschiedlich lang, die Blätter meist gegenständig, oval, zart zugespitzt, bis zu 7 cm lang und behaart. Einzelne, glockenförmige Blüten wachsen an den Zweigenden und sind etwa 2 cm lang und breit, gelbgrün mit feinen rosa Punkten. Die Frucht ist eine bis zu 2,5 cm lange Kapsel mit vielen kleinen, glänzenden Samen.
Herkunft und Verbreitung
Dangshen stammt ursprünglich aus Südost- und Ostasien, insbesondere aus China, Japan und Indien. Dort wächst die Pflanze wild in Wäldern, auf Wiesen oder Feldern. Auch in Mitteleuropa ist der Anbau möglich.
Verwendung / Dosierung
Die größte therapeutische Bedeutung genießt Dangshen in der traditionellen chinesischen Medizin sowie in anderen ostasiatischen Heiltraditionen. Meist wird Dangshen in Kräutermischungen eingesetzt, um Appetit, Körperkraft sowie körperliche und geistige Ausdauer zu stärken. Wie Ginseng harmonisiert Dangshen das Qi im Körper, wobei die Wirkung etwas milder als die des Ginsengs ist.
Die Inhaltsstoffe – v. a. Phenole, Öle, Polysaccharide, Glucosinolate, Saponine und Alkaloide – stärken und mobilisieren vermutlich das Immunsystem, erweitern die Herzgefäße und fördern die Durchblutung der Koronarvenen, senken den hohen Blutdruck, verbessern die Mikrozirkulation in kleinen peripheren Gefäßen und unterstützen die Blutbildung. Hohe Plasmakonzentrationen scheinen sich direkt positiv auf das Blutbild, insbesondere die weißen Blutkörperchen, bei Chemo- oder Strahlentherapie auszuwirken.
Moderne Studien belegen verschiedene positive Eigenschaften des Dangshen bei optimaler Anwendung – sowohl bei gesunden als auch bei kranken Menschen. Die Inhaltsstoffe von Codonopsis regulieren die Magen-Darm-Motilität, lindern Schmerzen bei Magengeschwüren, fördern die Immunfunktion der Darmschleimhaut und zeigen einen milden dämpfenden Effekt auf übermäßige nervöse Erregung (was möglicherweise bei epileptischen oder schmerzhaften Symptomen hilfreich ist). Die Saponine besitzen schleimlösende und auswurffördernde Eigenschaften für die Atemwege und wirken bei produktivem Husten sowie als lokale „Antibiotika“, indem sie die Migration von Immunzellen unterstützen und das Absterben krankhafter Zellen sowie pathogener Organismen beschleunigen.
In Tierversuchen wurde eine blutdrucksenkende Wirkung und im Fall von spätem hämorrhagischem Schock eine steigernde Wirkung auf den arteriellen Blutdruck nachgewiesen, beides medizinisch vorteilhafte Effekte. Signifikant war auch der Anstieg des Blutzuckerspiegels sowie eine erhöhte Energiegewinnung bei körperlicher Aktivität. Außerdem gibt es Hinweise, dass Dangshen-Moleküle altersbedingte Biomarker reduzieren und den Organismus bei der Abwehr von Alterserscheinungen unterstützen sowie einen Schutz bei Appetitlosigkeit und Strahlenexposition bieten.
In der TCM gilt Codonopsis als süß und neutral. Sie bewegt die Meridiane von Lunge und Milz und ist das klassische Tonikum für das mittlere Jiao und Qi, stärkt Lungenfunktion und Milz. Sie wird genutzt bei Schwäche von Lunge und Milz, Atemnot, Herzklopfen, Appetitmangel, dünnem Stuhl, Asthma, Husten oder Diabetes. Häufig kombiniert man Dangshen mit Fu Ling oder Bai Zhu. Die empfohlene Tagesdosis liegt im Bereich von 9–30 g (unter Fachaufsicht). Auch bei Blut- und Qi-Mangel wird Dangshen eingesetzt – etwa bei Störungen der Blutbildung und bei Auffälligkeiten der Körperflüssigkeiten durch blutbezogene Probleme.
In Europa sind Extrakte aus der Dangshen-Wurzel erhältlich, die z. B. bei Asthma, Fieber, zur Stärkung, bei Schlaflosigkeit oder zur Potenzsteigerung angewendet werden. Das Kraut kann auch therapeutisch zur Förderung der Durchblutung und Vitalität genutzt werden.
Dangshen gilt als sehr sichere Heilpflanze, relevante Nebenwirkungen sind nicht bekannt. Jedoch können bei extrem hoher Einzeldosis (60 g) unregelmäßiger Puls und Brustbeschwerden auftreten.
Wirkstoffe
Als Droge werden die Wurzeln verwendet. Sie enthalten Saponine, Schleimstoffe, Vitamine (vor allem B1 und B2), Mineralstoffe (vor allem Kalium, Magnesium, Eisen, Kupfer, Zink, Mangan, Molybdän), organische Säuren, Gerbstoffe, Polysaccharide (insbesondere Inulin, Fruktose und andere Monosaccharide), Harze, Alkaloide (u. a. Codonopsin, Codonopsinin, Perlolyrin) sowie Sterole und Triterpene (z. B. Taraxerol, Friedelin). Die freien Aminosäuren umfassen v. a. Threonin, Asparaginsäure, Isoleucin, Alanin, Asparagin, Glycin, Serin, Valin, Prolin und Glutamin.
Traditionelle Dosierung
Ein Aufguss der getrockneten Dangshen-Wurzel wird zubereitet, indem 1 Teelöffel getrocknete Wurzel mit 250 ml kochendem Wasser aufgegossen und 15 Minuten gekocht oder (für einen milderen Tee) 10 Minuten ziehen gelassen wird. 2-mal täglich auf nüchternen Magen, 30 Minuten vor oder 2 Stunden nach einer Mahlzeit trinken.
Als Tinktur dosiert man die Anzahl Tropfen nach Lebensjahren (bei Kindern) oder Körpergewicht (bei Erwachsenen), verteilt auf mehrere Einzelgaben täglich. Es gibt keine bekannten Kontraindikationen – lediglich Patienten mit Bluthochdruck sollten laut EMA vorsichtig sein. Für Schwangere, Stillende und Kinder unter 3 Jahren wird die Anwendung mangels Daten nicht empfohlen.