Buchweizen – Fagopyrum sagittatum

Gebräuchliche Namen: Buchweizen, Heidekorn, Sarazenenkorn, Schwarzer Weizen, Blé noir, Sarrasin, Buckwheat (englisch), Fagopyrum, Fagopyrum sagittatum, Japanischer Buchweizen, Silverhull Buchweizen, Soba, Boekweit, beech-wheat, Tatarenkorn, Gretschka, Tatarka, hrečka, wheat (global)
Lateinischer Name: Fagopyrum sagittatum
Herkunft: Asien, Australien, Europa, Südamerika, Nordamerika
Kurzvorstellung
Buchweizen ist eine anspruchslose Pflanze, was Boden und landwirtschaftliche Bedingungen betrifft. Am besten gedeiht sie auf leichten, sandig-lehmigen Böden mit geeigneter Vorfrucht wie Leguminosen oder Hackfrüchten. Sie benötigt nur wenig Nährstoffe und kaum intensive Pflege, weshalb Buchweizen von Landwirten besonders geschätzt wird. Nur während der Blüte und Samenreife sind ausreichend Wärme und Feuchtigkeit nötig. Lediglich frühe Spätfröste, insbesondere im Frühjahr, sind kritisch – daher empfiehlt sich die Aussaat ab dem ersten konstant warmen Monat, gewöhnlich im Mai. Die Ernte findet Ende August bis Anfang September statt. Buchweizen hat eine kurze Vegetationszeit und kann als Zwischenfrucht genutzt werden (das Kraut ist bereits nach einem Monat schnittreif).
Die kurze Vegetationsperiode prädestiniert Buchweizen als landwirtschaftliche Kultur auch für Regionen mit eingeschränkter Saison. Im Sommer kann die Pflanze als Folgefrucht angebaut werden, um noch eine zusätzliche Ernte einzubringen. In klimatisch begrenzten Gebieten wird Buchweizen ebenfalls erfolgreich kultiviert.
Buchweizen ist eine zuverlässige Sommerfrucht, ideal zur Begrünung kleiner Spalten oder Lücken auf Ackerflächen. Er passt sich neuen Umgebungen äußerst schnell an und kann durch zügiges Wachstum Unkraut im Sommer effektiv unterdrücken. Der Vegetationszyklus beträgt etwa 10–12 Wochen, sodass der Anbau auch in hohen Breiten Nord- und Mitteleuropas möglich ist.
Im 20. Jahrhundert war das zaristische Russland der weltweit größte Produzent mit einer Anbaufläche von rund 2,5 Millionen Hektar, gefolgt von Frankreich mit etwa 400.000 Hektar. In den 1970er Jahren war die Sowjetunion führend mit fast 2 Millionen Hektar; bis heute ist Buchweizen eine bedeutende Kulturpflanze dort, wobei China als aufstrebender Produzent Russland nun Konkurrenz macht.
Buchweizen war eine der ersten Feldfrüchte der alten Welt, die in Nordamerika eingeführt und dort erfolgreich kultiviert wurde. Die Ausbreitung nahm nach 2000 n. Chr. weltweit zu, als einige Sorten aus Kanada nach China verbracht wurden. Die ältesten dokumentierten Hinweise auf Buchweizen stammen aus Japan und datieren auf etwa 4000 v. Chr. In Chinas Yunnan-Provinz wird Buchweizen noch heute in den höchstgelegenen Regionen angebaut.
Buchweizen kommt auch mit wenig fruchtbaren, sauren Böden zurecht, sofern während bestimmter Zeiträume ausreichend Wasser zur Verfügung steht. Übermäßiger Einsatz von Stickstoffdüngern senkt allerdings die Erträge. Im warmen Sommer wächst die Pflanze vegetativ, bei Abkühlung beginnt die Blütephase.
Ausführliche Beschreibung
Buchweizen ist ein ausgezeichnetes glutenfreies Pseudogetreide, das für seine reinigenden Eigenschaften geschätzt wird.
Botanische Informationen
Buchweizen (Fagopyrum sagittatum) ist eine einjährige krautige Pflanze, die eine Höhe von bis zu 140 cm erreichen kann, meist jedoch zwischen 50 und 80 cm bleibt. Der Stängel ist hohl, aufrecht, zart verzweigt und rötlich bis braun gefärbt. Die unteren Blätter sind gestielt, die oberen sitzend, herzförmig und pfeilartig; die Blätter besitzen eine dreieckige Lamina.
Die Blütenstände wachsen aus den Blattachseln und sind traubenförmig angeordnet. Die zwittrigen Blüten von Buchweizen sind weiß, rosa oder rot. Die Frucht ist eine dreikantige Nuss (Achäne), die braun-schwarz oder grau gefärbt ist. Die Samen erinnern nach dem Schälen in Form und Zusammensetzung an klassische Getreidekörner. Die Samenschale besteht aus einer dicken, einlagigen lichtgrünen Schicht. Im Inneren befindet sich das Endosperm, das als Stärkequelle dient.
Buchweizen entwickelt eine kräftige Primärwurzel, die tief in feuchte Bodenschichten vordringt, und bildet zahlreiche kleine Nebenwurzeln. Die Samen sind dreieckig und die Blüten meist weiß, manchmal zart rosa oder gelblich. Die Zweige wachsen entlang des Stängels frei und die Pflanze bildet bodennahe Ausläufer, wodurch sie sich besser im Umfeld behaupten kann als andere Kulturpflanzen. Die Schale der Buchweizensamen hat eine geringere Dichte als Wasser und kann daher leicht entfernt werden.
Herkunft und Verbreitung
Buchweizen ist heute auf der ganzen Welt verbreitet, jedoch keine ursprünglich heimische Pflanze Europas. Sein exakter Ursprung ist nicht abschließend geklärt – Experten vermuten den südostasiatischen Raum, insbesondere Gebirgsgebiete bis zum Rande Tibets, aber auch das Gebiet Südsibiriens und Nordchinas werden als Ursprungsregion genannt.
In Deutschland und Mitteleuropa ist Buchweizen wegen seines Ertrags und seiner Unkompliziertheit als Feldfrucht beliebt, er verwildert aber gelegentlich auch. Neben Europa findet man ihn häufig in Asien und Nordamerika. Die Kreuzfahrer brachten Buchweizen als „Sarazenenkorn“ (le Blé noir) nach Westeuropa, wo er als Mehllieferant für Brot diente.
Die Kultivierung begann vermutlich vor etwa 6000 Jahren im Landesinneren Südostasiens, von wo aus sich die Pflanze durch landwirtschaftliche und Handelsaktivitäten nach Zentralasien, Tibet, in den Nahen Osten und über wandernde Tataren und Mongolen bis nach Europa verbreitete. Als ursprüngliche Heimat gilt die Provinz Yunnan in China. Der erste dokumentierte Nachweis von Buchweizen in Europa stammt aus dem heutigen Finnland vor etwa 5300 Jahren, später auch vom Balkan (4000 v. Chr.). In Russland wird Buchweizen Gretschka genannt, ein Hinweis auf die Verbreitung über das Byzantinische Reich. Die selbe Wortherkunft findet sich im Ukrainischen.
Verwendung / Dosierung
Buchweizenmehl wird gelegentlich für Brotteig verwendet, viel häufiger jedoch zum Backen von Kuchen, die eine unverwechselbare kräftig-nussige Note, dunkle rötliche Farbe und beliebte Konsistenz aufweisen, wie sie zum Beispiel in Nordamerika typischerweise im Winter gegessen werden. Besonders beliebt sind daraus gebackene Pfannkuchen (wie z. B. Blini oder Crêpes), die gern mit Ahornsirup zum Frühstück serviert werden. Speziell in den Niederlanden gelten Buchweizenpfannkuchen als nahrhaft, vitaminreich und gut bekömmlich.
Im Himalaya spielt Buchweizen während indischer Fastenzeiten eine besonders große Rolle, da er zu den erlaubten Lebensmitteln zählt. Ostasiatische Länder wie China, die Nachfahren der Mongolen sowie Japan (Soba) nutzen Buchweizenmehl traditionell für Nudeln, Klöße und weitere Teigspeisen. Die Samen werden oftmals geröstet und gedämpft verzehrt oder zu speziellen Broten (Manju) verarbeitet. Junge Buchweizenblätter dienen als Frischgemüse, Stängel und andere Pflanzenteile als Tierfutter. In der russischen Armee ist Buchweizengrütze ein weitverbreitetes Grundnahrungsmittel. Buchweizen ist zudem Grundstoff zahlreicher Destillate – von englischem Whisky bis zu japanischem Shochu, das seit dem 16. Jahrhundert produziert wird.
Buchweizen ist ein fester Bestandteil der Ernährung vieler Kulturen und Länder. Er ist dank leicht verdaulicher Proteine, günstiger Fettsäurezusammensetzung und hohem Rutingehalt besonders geschätzt. Rutin, ein Flavonoid, trägt zur Elastizität der Gefäßwände bei und kann deren Funktion sowohl bei Erkrankungen als auch bei Gesunden verbessern. Weiter senkt es erhöhte LDL-Cholesterinwerte und wirkt leicht gefäßerweiternd. Buchweizenschalen sind reich an Eisen und werden als Tee zur Förderung der Blutbildung verwendet.
Zahlreiche Studien belegen die positiven Einflüsse von Rutin auf die chronische venöse Insuffizienz, wenn es langfristig eingesetzt wird. In Europa war Präparat Fagorutin lange erhältlich; heute gibt es diverse Produkte mit ähnlicher Zusammensetzung.
Erforschung weiterer Inhaltsstoffe wie D-Chiro-Inositol zeigt vielversprechende Ergebnisse beim polyzystischen Ovarsyndrom, eventuell als Alternative zur Hormontherapie. Andere Untersuchungen bestätigen die Wirkung protein- und abwechslungsreicher Buchweizenextrakte auf die Verringerung von Plasmacholesterin, Körperfett und Gallensteinen – Ergebnisse sind im Vergleich zu klassischer Weizenmehlkontrolle beachtlich.
Tierstudien ergaben zusätzliche Hinweise, dass Buchweizenextrakte in verschiedenen Testparametern kardiovaskuläre Werte verbessern können. Diese Erkenntnisse führten dazu, dass Buchweizen mittlerweile als Heilpflanze zur Normalisierung der Herz-Kreislauf-Gesundheit gilt.
Auch auf die Atemwege wurde der Einfluss von Buchweizenextrakten untersucht: Hohe Konzentrationen, verabreicht an gesunde freiwillige Testpersonen wie an Patienten, verbesserten respiratorische Funktionen signifikant, wobei die konzentrierten Präparate die besten Effekte zeigten.
Wirkstoffe
Buchweizen enthält große Mengen Rutin, das spezifisch auf die Innenwände der Blutgefäße wirkt. Die Pflanze ist zudem eine hervorragende Proteinquelle mit umfangreichem Aminosäurespektrum. Weiter schätzen Fachleute den hohen Anteil an Ballaststoffen, Stärke sowie die optimal abgestimmten ungesättigten Fettsäuren wie Linolsäure. Weitere interessante Inhaltsstoffe für zukünftige Anwendungen sind D-Chiro-Inositol, glycosylierte Peptide und Proteine.
Die Samen sind reich an Phosphor, Kalzium, Eisen, Zink, Selen, Kupfer, Kalium, Mangan, verschiedenen B-Vitaminen, Cholin und Tocopherol. Buchweizen enthält kein Gluten und ist daher besonders geeignet für Menschen mit Zöliakie.
Traditionelle Dosierung
Buchweizen und daraus hergestellte Produkte sind wesentlich in gesunder Ernährung und alltäglicher Küche – Rezepte finden sich zahlreich. Für einen Aufguss (Tee) wird ein Teelöffel getrocknetes Kraut mit etwa 250 ml kochendem Wasser übergossen und circa 15 Minuten ziehen gelassen. Der fertige Tee kann bis zu dreimal täglich konsumiert werden, gern auch kombiniert mit Melisse für einen milden Geschmack.