Bitterorange – Citrus aurantium

Gebräuchliche Namen: Bitterorange, Bittere Orange, Pomeranze, Citrus aurantium, bitter orange, Bitterorange Peel, Bigaradier, Kijitsu, Neroliöl, Laranja-amarga, Zhi Shi, Zhi Qiao, Fleur d’Orange Amère, Orange Amère, Naranja, Zhi Ke, Shangzhou Zhiqiao, Nagaranga, Naranj, Nerenxa, Marmelade Orange, Chongcao, Chin Ch’lu, Kuang Chu, Petitgrain, Hua Chu Hung
Lateinischer Name: Citrus aurantium
Herkunft: Asien, Europa, Südamerika, Nordamerika
Kurzvorstellung
Die Bitterorange gedeiht in trockenen, mediterranen Klimazonen. Bereits drei Jahre nach der Veredelung beginnt die Pflanze zu blühen und erreicht ihre volle Ertragskraft etwa im 20. Lebensjahr. Die Erntemenge hängt vom Alter und den Umweltbedingungen ab – 100 gesunde, ausgewachsene Bäume können über 1 Tonne Früchte liefern. Die Erntezeit erstreckt sich vom Sommer bis in den späten Herbst. Die größten Bitterorangenplantagen Europas befinden sich in Südfrankreich (auch in Verbindung mit der Industrie), Kalabrien, Sizilien und Malta. Im Vergleich zu anderen Citrusarten ist der Baum relativ widerstandsfähig gegenüber Parasiten.
Ausführliche Beschreibung
Ein chinesisches Sprichwort besagt: Wer Unsterblichkeit und Glück sucht, sollte auf die Bitterorange setzen.
Botanische Informationen
Bitterorangenbäume, immergrün und bis zu 10 Meter hoch, zeichnen sich durch gleichmäßig verzweigte Äste und eine grau-braune Rinde aus. Die Blätter sind 7–10 cm lang, ledrig, oval, dunkelgrün und wechselständig angeordnet. Von Mai bis Juni erscheinen die weißen, duftenden Blüten mit 5–8 festen Blütenblättern. Die Frucht ist oval, dunkler und fester als die Süßorange, die Schale schmeckt bitter und herb.
Herkunft und Verbreitung
Citrus aurantium stammt ursprünglich vermutlich aus Südostasien und breitete sich von dort mit dem Handel über den asiatischen Raum schließlich nach Europa aus. Ab dem 10. und 11. Jahrhundert gelangte die Bitterorange rund um das Mittelmeer, wo sie intensiv kultiviert wurde. Heute wird sie kommerziell im tropischen und subtropischen Gürtel angebaut, vor allem in Südeuropa (Spanien, Portugal), aber auch in der Karibik und Israel. Im 15. Jahrhundert erreichte sie zu Handelszwecken Südamerika.
Verwendung / Dosierung
Erste schriftliche Erwähnungen der Bitterorange finden sich in arabischen Quellen. Ihr genaues Auftreten in Europa ist nicht bekannt, wird aber zwischen dem 10. und 11. Jahrhundert vermutet. Heute findet die Bitterorange breite Anwendung: in der Volksmedizin, im pharmazeutischen und kosmetischen Bereich sowie in vielen Küchen der Welt. Im Deutschen Arzneibuch ist beispielsweise die "Aurantii amari pericarpium" gelistet.
Die Bitterorange ist ein beliebtes Aromamittel für alkoholische und alkoholfreie Getränke, Tiefkühldesserts, Süßwaren, Gebäck, Gelatine, Fleischgerichte und mehr – traditionell sehr geschätzt in Iran, Türkei und Irak. In Südindien verfeinert sie Joghurtreis („thayir sadam“), und in Mittelamerika wie Nicaragua, Kuba, Haiti und der Dominikanischen Republik würzt sie Fleischmarinaden. Belgisches „Witbier“ wird häufig mit einem Hauch Bitterorangenessenz gebraut.
In den USA wird Bitterorange zur Vorbeugung von Krebsarten wie Haut-, Brust- und Darmkrebs empfohlen. Studien beschreiben den positiven Einfluss von Pektin, Vitamin C und Flavonoiden auf die Prävention von Dickdarm-, Lungen- und Bauchspeicheldrüsenkrebs, was auf ein antikanzerogenes Potenzial hinweist.
Äußerlich wird die Bitterorange gegen hartnäckige Pilzinfektionen und innerlich gegen Sodbrennen eingesetzt. In den USA gilt sie als mildere, sicherere Alternative zu klassischen Präparaten zur Gewichtsreduktion. Seit dem Verbot von Ephedrin in Nahrungsergänzungsmitteln 2004 nutzen viele Hersteller Bitterorange als Inhaltsstoff.
Das im Fruchtfleisch enthaltene Synephrin ist eng verwandt mit Adrenalin und Ephedrin. Es fördert den Fettabbau, unterstützt klinisch die Gewichtsreduktion und gibt Energie, ohne das Herz-Kreislauf-System nachteilig zu beeinflussen. Synephrin regt Thermogenese und Kalorienverbrennung an. Auch N-Methyltyramin in der Frucht steigert die aerobe Verbrennung von Fettsäuren und hilft, die körperliche Leistungsfähigkeit zu erhöhen.
Öl oder wässrige Extrakte der Schale kommen insbesondere in asiatischen Ländern bei gastrointestinalen Beschwerden wie Zwölffingerdarmgeschwüren, Verstopfung, Durchfall, Blut im Stuhl und Blähungen zum Einsatz. Generell wird die Bitterorange bei Verdauungsstörungen empfohlen, beispielsweise bei schlechter Verdauung oder Dyspepsie. Die enthaltenen Bitterstoffe regen die Bildung der Gallensäuren und die Magen-Darm-Motilität an und beeinflussen appetitstimulierende Hormone. In der Volksheilkunde findet sie auch Anwendung bei Diabetes, zur Förderung der Herztätigkeit und für die Blutreinigung. Die traditionelle chinesische Medizin nutzt die Bitterorange zur Stärkung der Leber und zur Auflösung von Nieren- und Gallensteinen.
Extraktbestandteile der Bitterorange wurden in zahlreichen Tierversuchen zur möglichen beeinflussung der Atmungsorgane und respiratorischen Funktionen untersucht – mit vielversprechenden Ergebnissen. Die Pflanze kann daher unterstützend bei Erkrankungen der Atemwege empfohlen werden. Zwei Studien bescheinigen den Substanzen zudem einen antiviralen Effekt, der bei der Behandlung von Katarrhen der oberen Atemwege helfen kann.
Kleinere klinische Studien belegen positive Effekte von Bitterorangenextrakten bei lokaler Anwendung gegen Pilzerkrankungen, Herpes zoster und Fußpilz. In der Aromatherapie wird das ätherische Öl der Bitterorange zum Auftragen oder Inhalieren bei Kopfschmerz, Migräne, Stress und Einschlafproblemen eingesetzt.
Im Hinblick auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit gibt es Studien, die nachweisen, dass durch regelmäßige Einnahme von Hesperidin und Vitamin C HDL erhöht und LDL gesenkt werden kann. Reguliert wird der Cholesterinspiegel wohl auch durch Ballaststoffe wie Pektin.
Mehrere in vivo-Studien befassen sich mit der anxiolytischen und entspannenden Wirkung des Bitterorangenschalenextrakts, mit positiven Ergebnissen: Bei Versuchstieren traten Angstreduktion und gesteigerter hypnotischer Effekt von Pentobarbital auf. Außerdem konnte eine antidepressive Wirkung von Synephrin nachgewiesen werden. Insgesamt kann Bitterorange Schlaf fördern und das Nervensystem beruhigen.
Volksmedizin
In der traditionellen chinesischen Medizin dient die Bitterorange als Tonicum und Karminativum gegen Dyspepsie, in der Vergangenheit auch bei Bauchbeschwerden, Durchfall und Blut im Stuhl. Auf Haiti wird die Rinde als Antiseptikum und Laxans eingesetzt. In der Volksmedizin wird sie sowohl zur Appetitanregung als auch zur Gewichtsabnahme und Fettverbrennung verwendet. Weitere Anwendungsgebiete sind Übelkeit, verstopfte Nase und chronisches Erschöpfungssyndrom. In der Türkei dient sie als Beruhigungsmittel, Einschlafhilfe und zur Behandlung von Vitamin-C-Mangel.
In der europäischen Volksmedizin war die Bitterorange beliebtes Beruhigungsmittel bei Nervosität, Schlaflosigkeit, zur Vorbeugung von Magen-Darm-Problemen, zur Behandlung von Anaphylaxie, Herzbeschwerden, Herzinsuffizienz und Krebs. In der brasilianischen Volksmedizin wird Citrus aurantium wegen seiner antikonvulsiven Wirkung bei Angst und Schlafstörungen geschätzt.
Einschränkungen
Zur Sicherheit der Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit liegen keine ausreichenden Daten vor, weshalb davon abgeraten wird. Inhaltsstoffe der Bitterorange können zudem mit vielen Medikamenten (z. B. antivirale Mittel, einige Antihypertensiva) auf Stoffwechselebene interagieren; ärztliche Rücksprache ist daher empfohlen.
Wirkstoffe
Das Fruchtfleisch der Bitterorange enthält verschiedene Alkaloide (Synephrin = Symfatol/Oxedrin, Tyramin, Octopamin, Hordenin, N-Methyltyramin), ätherische Öle (90% Monoterpene, Limonen, Citral, Citronellal), Polysaccharide (Glucopyranoside), Alkohole, bittere Flavonoid-Glykoside (Hesperidin, Isohesperidin, Aurantiamarin), glykosylierte Flavanone (Naringin, Neohesperidin), Nobiletin, Narkotin, Rhoifolin, Beta-Sitosterol, Beta-Daucosterol, Ergostanol, Aldehyde, Ester, Cumarine und Furanocumarine, Tetra-nortriterpenoide (Limonin), Aminosäuren (Asparagin, Tyrosin, Valin, Alanin, Isoleucin), Mineralstoffe, Pektin, Vitamine (A, B1, C), Carotinoide, organische Säuren und viele weitere.
Traditionelle Dosierung
Medizinische Fachliteratur empfiehlt 1–2 g getrocknete Schale, 10–15 Minuten in ca. 200 ml Wasser gezogen, drei Tassen täglich für Erwachsene. Bei bestimmten Beschwerden beträgt die Tagesdosis 12–20 ml Bitterorangen-Absud oder eine ähnliche Menge Aufguss. Weitere Dosierungsangaben für die Schale liegen derzeit nicht vor.