Beinwell – Symphytum officinale

Beinwell – Symphytum officinale

Gebräuchliche Namen: Beinwell, Wallwurz, Heilwurz, Schwarzwurzel, Beinwurz, Komfrey, Gemeiner Beinwell, Echter Beinwell, Symphytum officinale, Comfrey (englisch), Common Comfrey (englisch), True Comfrey (englisch), Boneset (englisch), Knitbone (englisch), Slippery-root (englisch), Knitback (englisch), Healing Herb (englisch), Consound (englisch), Consoude (französisch), Salsify, Gum Plant, Consuelda (spanisch), Blackwort (englisch), Bruisewort (englisch), Black root

Lateinischer Name: Symphytum officinale

Herkunft: Asien, Europa, Nordamerika

Kurzvorstellung

Beinwell lässt sich in unseren Breiten recht einfach aus Samen kultivieren. Die Aussaat erfolgt am besten im Frühjahr auf einem Frühbeet, nach einigen Tagen werden die Jungpflanzen pikiert und nach etwa 4 Wochen an ihren endgültigen Standort umgesetzt. Beinwell bevorzugt einen sonnigen bis halbschattigen Platz mit feuchtem, humus- und nährstoffreichem Boden. Während der gesamten Wachstumsphase benötigt die Pflanze ausreichend Wasser. Die Blütezeit liegt zwischen Mai und August – dies ist auch der beste Zeitraum zum Sammeln medizinisch genutzter Pflanzenteile. Die Vermehrung kann zudem durch Teilung oder Wurzelstecklinge erfolgen.

Ausführliche Beschreibung

Beinwell – wirksame Hilfe bei Schmerzen von Gelenken, Muskeln und Sehnen.

Botanische Informationen

Beinwell (Symphytum officinale) ist eine ausdauernde, kräftige Heilpflanze, die eine Höhe von bis zu 130 cm erreichen kann. Der Stängel ist aufrecht, behaart und verzweigt sich im oberen Bereich. Der weißliche Wurzelstock geht in einen verzweigten Wurzelapparat über. Die Blätter sind länglich, wechselständig, eiförmig-lanzettlich mit markanter Aderung auf der Unterseite und borstig-behaarter Oberfläche, sie verjüngen sich zum Stiel hin. Die Blüten stehen in sogenannten Doppelwickeln und erscheinen in rötlich-violetten Schattierungen zwischen Mai und Juli. Charakteristisch für die Früchte des Beinwell ist die Nussfrucht mit einem vierteiligen Fruchtknoten und vier Samen.

Herkunft und Verbreitung

Beinwell wächst in den gemäßigten Klimazonen Europas bis in das westliche Asien und ist mit besonders großer Verbreitung in allen Höhenlagen zu finden, fehlt jedoch im nördlichsten und südlichsten Europa. Nach Nordamerika wurde die Pflanze sekundär eingeführt. In Deutschland gedeiht Beinwell in Niederungen ebenso wie in Gebirgslagen. Die Pflanze bevorzugt feuchte Standorte an Ufern, auf feuchten Wiesen, Feldern und Waldrändern und wächst bevorzugt auf nährstoffreichen, leicht sauren bis leicht basischen, lehmigen bis tonhaltigen Böden.

Verwendung / Dosierung

Die Nutzung von Beinwell als Heilpflanze ist bis ins 12. Jahrhundert dokumentiert. Historische Quellen und Kräuterbücher berichten von den bemerkenswerten Heilkräften von Beinwell. Der berühmte englische Kräuterexperte Nicholas Culpeper beschrieb Beinwell im 17. Jahrhundert als wirksames Mittel gegen Entzündungen, Gelenk-, Muskel- und Sehnenschmerzen sowie als Heilmittel bei Rheuma und Gicht – diese Erkenntnisse werden inzwischen durch zahlreiche klinische Studien gestützt. Für medizinische Zwecke werden insbesondere Wurzel und Blatt genutzt.

Extrakte aus den Blättern des Beinwell wurden in verschiedenen Darreichungsformen (Gel, Lösung, Emulsion) wissenschaftlich in Bezug auf die Wundheilung untersucht. Dabei zeigte sich ein ausgeprägtes Potenzial zur Förderung der Geweberegeneration, was sich in verstärkter Kollagenbildung und Kontrolle entzündlicher Prozesse manifestierte.

Von besonderer Bedeutung ist die im Wurzelstock enthaltene Rosmarinsäure mit entzündungshemmenden und schmerzlindernden Eigenschaften. Weiter enthaltene Stoffe fördern die Granulation und Geweberegeneration sowie die Kallusbildung bei Knochenbrüchen. Zudem wird die Plättchenbildung gehemmt und die Prostaglandinsynthese sowie Erythrozytenaggregation vermindert. In In-vivo-Studien wurde nachgewiesen, dass Beinwell-Extrakt Schwellungen und entzündliche Prozesse eindämmen kann.

Klinische Studien zeigten, dass lokal angewendeter Beinwell-Extrakt die Schmerzintensität bei Wunden und myalgischen Beschwerden effektiv reduziert – zum Beispiel bei Rückenschmerzen, Verstauchungen oder akuter Sehnenentzündung. Vergleichbare Studien bestätigten eine gleichwertige oder bisweilen sogar bessere Wirkung als diclofenachaltige Präparate. Auch bei Prellungen, Verstauchungen oder arthritischen Beschwerden werden lokale Zubereitungen aus Beinwell-Wurzelextrakt verwendet und führen zu einer Reduktion von Schmerz, Schwellung und Bewegungseinschränkungen. Die therapeutische Anwendung umfasst gewöhnlich eine Behandlungsdauer von 8 bis 12 Tagen mit mehr als 85% Erfolgsquote.

Postmarketing-Studien mit größerem Patientenkollektiv unterstreichen die Wirksamkeit bei Prellungen, Gelenkschmerzen, Verstauchungen und Muskelschmerzen, typischerweise bei einer Anwendung zwei- bis dreimal täglich über 11-12 Tage. Nach der Behandlung wurde eine Verringerung von Morgensteifigkeit, Ruheschmerzen und Belastungsschmerzen sowie ein reduzierter Bedarf an sonstigen Schmerzmitteln festgestellt. Die behandelnden Ärzte konnten bei über 93% der Patienten eine deutliche Verbesserung feststellen.

Weitere Berichte und Studien erwähnen gute Erfolge beim lokalen Einsatz von Beinwellsalben bei Insektenstichen, Brustdrüsenentzündung, Hautentzündungen inklusive Dermatitis, Abszessen, gangränösen Veränderungen, Ulzera, Dekubiti und Krampfadern.

Traditionelle und alternative Anwendung

In der Volksmedizin werden Umschläge und Salben aus Beinwell-Wurzeln traditionell bei Knochenbrüchen, Venenentzündungen und Prellungen angewandt. In der Balkankräuterkunde wird Beinwell bei Magen-Darm-Beschwerden innerlich und zur Linderung von Rheuma und Gicht äußerlich genutzt. In ganz Europa und Asien wird Beinwell in verschiedenen Zubereitungen zur Schmerzlinderung bei Muskeln und Gelenken eingesetzt. Nach seiner Einführung in Amerika fand die Pflanze auch in der indianischen Volksmedizin Anwendung.

Homöopathie

In der Homöopathie wird Symphytum traditionell zur Förderung der Knochenheilung nach Brüchen sowie bei Verletzungen, die direkt auf den Knochen wirken, eingesetzt. Es lindert den Periostschmerz, bis die Heilung abgeschlossen ist, und wird bei Prellungen, Sehnenentzündungen sowie Augentraumen verwendet.

Inhaltsstoffe

Beinwell enthält in unterschiedlichen Mengen Gerbstoffe, ätherische Öle, Alkaloide und Schleimstoffe. Die wichtigsten Wirkstoffe sind Allantoin (0,5–5,0%), schleißbildende Polysaccharide (ca. 30%), verschiedene phenolische Säuren wie Rosmarinsäure, Chlorogensäure, Hydroxyzimtsäure und Kaffeesäure, Glykopeptide, Tannine, Aminosäuren und triterpene Saponine. Von besonderer Bedeutung sind die Pyrrolizidinalkaloide, die jedoch nur in sehr geringen Mengen auftreten und überwiegend in der Wurzel stecken. Moderne Präparate sind häufig alkaloidarm oder alkaloidfrei hergestellt.

Traditionelle Dosierung

Eine konkrete optimale Dosierung ist nicht belegt. Klinische Studien sowie traditionelle Erfahrungswerte empfehlen eine Anwendung von beinwellhaltigen Präparaten 2-3 Mal täglich. Laut deutscher Forschung sollte die maximale tägliche Aufnahme an Pyrrolizidinalkaloiden 100 µg nicht überschreiten, was in etwa wenigen Gramm Extrakt pro Tag entspricht. Ein längerer oder innerlicher Gebrauch sollte nur unter fachkundiger Anleitung erfolgen.