Baldrian – Valeriana officinalis

Baldrian – Valeriana officinalis

Gebräuchliche Namen: Baldrian, Katzenwurzel, Arznei-Baldrian, Valeriana, Valerian root, All-heal, Valeriana officinalis, Baldrianwurzel, Katzenkraut, Baldrianwurzelstock, Allheil (engl. All-heal, global), Valerian (englisch, international), Valeriana officinalis (Latein, wissenschaftlich)

Lateinischer Name: Valeriana officinalis

Herkunft: Asien, Europa, Südamerika, Nordamerika

Kurzvorstellung

Baldrian gedeiht wild in feuchten Standorten, in Wäldern, Sümpfen und auf Wiesen. Für die Kultur im Haus sind regelmäßige Wassergaben und eine erhöhte Luftfeuchtigkeit wichtig, ansonsten ist der Anbau unkompliziert.

Ausführliche Beschreibung

Baldrian, die altbekannte Heilpflanze, ist seit Jahrhunderten für ihre beruhigende Wirkung und ihren positiven Einfluss auf den Schlaf bekannt.

Botanische Informationen

Baldrian ist eine mehrjährige Pflanze, die etwa einen Meter hoch wird. Der Stängel ist hohl und längsgerieft, die Blätter stehen gegenständig, sind unpaarig gefiedert, lanzettlich geformt und tief eingeschnitten. Die zart rosafarbenen bis weißlichen Blüten bilden dichte, schirmrispige Blütenstände. Die Samen sind kleine Nüsschen, das Rhizom ist kurz und besitzt zahlreiche feine Wurzeln.

Herkunft und Verbreitung

Die ursprüngliche Heimat von Baldrian ist Europa sowie kleinere Gebiete Asiens. Von dort breitete sich die Pflanze auch nach Asien aus und wurde später nach Amerika eingeführt.

Verwendung / Dosierung

Die Wurzel des Baldrians besitzt aufgrund ihres Gehalts an Baldriansäure, Isovaleriansäure und Actinidin eine anziehende Wirkung auf Katzen; dies wird für Produkte im Heimtierbedarf verwendet. Tinkturen helfen Katzen bei Stress, zum Beispiel in neuen Umgebungen oder unter anderen Tieren.

Baldrian-Tinkturen werden seit dem Mittelalter genutzt und selbst Hippokrates verschrieb bereits Teemischungen aus Baldrian. Die klassische Anwendung – geformt durch traditionelle Phytotherapie und praktische Erfahrungswerte – empfiehlt Baldrian vor allem zur Behandlung von Schlaflosigkeit und Einschlafstörungen.

Die Europäische Arzneimittelagentur hat anerkannt, dass Baldrianwurzel als Naturprodukt zur Linderung leichter Symptome von mentaler Anspannung und zur Erleichterung des Einschlafens eingesetzt werden kann. In den USA wird Baldrian überwiegend bei Schlafproblemen eingesetzt, während er in Europa bevorzugt zur Beruhigung bei Stress, Zittern und innerer Unruhe verwendet wird.

Klinische Studien zeigen, dass Extrakte aus der Baldrianwurzel insbesondere bei Schlaflosigkeit mit verlängerter Schlaflatenz – also erschwertem Einschlafen – hilfreich sind. Interessanterweise zeigte der Extrakt auch bei schwereren Störungen positive Effekte; ähnliche Resultate wurden bei Dosierungen von 400 mg wie auch von 900 mg erreicht. Im Fachjournal The Journal of Supportive Oncology wurde 2011 eine Studie publiziert, die die Gabe von 450 mg Baldrianwurzelextrakt bei onkologischen Patienten mit Schlafstörungen als wirkungsvoll und nebenwirkungsarm beschreibt.

Die enthaltene Baldriansäure, Isovaleriansäure und vermutlich Sesquiterpene der Baldrianwurzel binden spezifisch an GABA-Rezeptoren, was einen sedierenden, krampflösenden und schmerzlindernden Effekt erklärt. Der krampflösende Effekt des Baldrians kann auf ähnliche Weise wie Natriumvalproat – also das Propylanalogon der Baldriansäure – wirken. Einigen Arbeiten zufolge entfaltet die schlafanstoßende Wirkung des Baldrians ihre volle Kraft erst nach etwa vierwöchiger, regelmäßiger Einnahme.

Weitere bedeutende Inhaltsstoffe der Baldrianwurzel sind Valenol, Valepotriate und verschiedene Alkaloide. Sie können helfen, Symptome wie Muskelkrämpfe, Kopfschmerzen, Unruhe, Stress, Magenkrämpfe und Ängste zu lindern. Neuere Studien legen nahe, dass Baldrian auch bei Kindern zur Beruhigung bei Nervosität und Schlafproblemen eingesetzt werden kann.

Erste Hinweise deuten darauf hin, dass die Anwendung von Baldrianwurzelpräparaten gemeinsam mit Johanniskraut bei Depressionen unterstützend wirken könnte. Auch zur Linderung von Unruhe bei kombinierter Anwendung mit anderen pflanzlichen Präparaten sowie zur Schmerzlinderung bei Dysmenorrhö wurde Baldrian erfolgreich eingesetzt.

Volksmedizin

Baldrian besitzt dämpfende Wirkungen und ist Bestandteil vieler Teemischungen zur Behandlung von Schlafstörungen und depressiven Verstimmungen. In der Volksmedizin wird Baldrian regelmäßig und ohne Berichte zu unerwünschten Nebenwirkungen bei Ängsten, Depressionen, Unruhe, Stress, Epilepsie, Menstruationsbeschwerden, Kopfschmerzen, Erschöpfungssyndromen, Bauchschmerzen und bei Kindern mit ADHS verabreicht.

Homöopathie

Baldrian wurde zur Herstellung des allerersten homöopathischen Mittels eingesetzt.

Wirkstoffe

Therapeutisch genutzt werden Wurzel und Rhizom. Diese enthalten vor allem eine Mischung aus Alkaloiden (Actinidin, Valerin, Valerianin), Isovaleramid, Gamma-Aminobuttersäure (GABA), Isovaleriansäure und verschiedene andere Substanzen mit beruhigender Wirkung auf das zentrale und periphere Nervensystem (daher auch als Muskelrelaxans einsetzbar). Im Gegensatz zu den klassischen "alten" Schlafmitteln führen diese Wirkstoffe nicht zu einer Abhängigkeit; eine Überdosierung (ab ca. 20 g reinem Extrakt) kann jedoch zu Müdigkeit, Krämpfen und Kopfschmerzen führen, die im Allgemeinen nach 24 Stunden abklingen.

Traditionelle Dosierung

Ein Aufguss wird aus einem Teelöffel Baldrianwurzel auf 250 ml heißes Wasser bereitet und für 10 Minuten ziehen gelassen. Der charakteristische Geruch der Baldrianwurzel kann dabei überraschen. Empfehlenswert ist, Baldrian in jeglicher Zubereitungsform ca. 30–60 Minuten vor dem Schlafengehen einzunehmen, wobei eine gute Schlafhygiene die therapeutische Wirkung deutlich verstärkt. Klinische Studien zeigten überzeugende Ergebnisse mit Kapseln oder Tabletten mit Alkohol- oder Ölextrakt – Dosierungen von 400–900 mg, eingenommen 30–120 Minuten vor dem Schlafen, erzielten sehr gute Resultate.

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