Aprikose – Armeniaca vulgaris

Gebräuchliche Namen: Aprikose, Marille, Armenische Pflaume, Prunus armeniaca, Armeniaca vulgaris, Ansu-Aprikose, Sibirische Aprikose, Tibetische Aprikose, Apricot, Damaszener Aprikose
Lateinischer Name: Armeniaca vulgaris
Herkunft: Afrika, Asien, Australien, Europa, Südamerika, Nordamerika
Kurzvorstellung
In den ersten drei Jahren nach der Pflanzung bildet sich nach und nach die Baumkrone und das Grundgerüst der Äste aus. Aprikosenbäume wachsen in der Regel schnell und üppig, sodass viele junge Triebe entstehen, die entfernt werden sollten. Empfehlenswert ist es, etwa fünf starke Triebe stehen zu lassen, die später als Leitäste fungieren können. Während der Vegetationsruhe werden die Äste am besten bis auf die Hälfte ihrer ursprünglichen Länge gekürzt. Auch in den Folgejahren sollte der Schnitt so erfolgen, dass der Baum möglichst eine breite und niedrige Krone bildet. Es ist wichtig, die Hauptäste nicht zu lang werden zu lassen. Ab dem vierten Standjahr kann in der Regel mit einer guten Ernte gerechnet werden.
Die Aprikose wird meist mit salpeterhaltigem Dünger, Mehl, Superphosphat oder Kaliumchlorid versorgt. Andere Quellen empfehlen stickstoffhaltige Dünger zum optimalen und gesunden Wachstum. Die Pflanze blüht früh im Jahr (früher als Pfirsiche) an vorjährigen Trieben. Die Früchte reifen meist zur Mitte des Sommers.
Am besten gedeiht die Aprikose in Regionen mit milden Wintern – in Deutschland etwa in Weinbauregionen. Besonders geeignet sind Standorte in Süddeutschland, im südwestlichen und östlichen Mitteleuropa bis zu 250 m ü. NN und mit einer durchschnittlichen Jahrestemperatur über 9°C. Der Baum benötigt Schutz vor kalten Winden. Aprikosenbäume wachsen gut auf Schwarzerde, Braunerde sowie in lehmigen bis sandig-lehmigen Böden. Schäden entstehen vor allem durch Spätfröste während der Blüte, wobei Blüten und junge Früchte besonders empfindlich reagieren. Während des Winters überstehen Aprikosenbäume auch starke Fröste gut.
Ausführliche Beschreibung
Beliebte Frucht mit Kernen, die ein krebshemmendes Potenzial besitzen.
Botanische Informationen
Die Aprikose ist ein kleinwüchsiger Baum, der eine Höhe von 6–12 Metern erreicht; der Stamm kann einen Durchmesser von 40 cm aufweisen und trägt eine dichte Krone. Die Blätter sind eiförmig, 5–10 cm lang und 4–8 cm breit, mit abgerundeter Basis und zugespitztem Ende sowie feiner, gesägter Blattrand. Die Blüten haben einen Durchmesser von 2–5 cm und bestehen aus fünf weißen bis zart rosafarbenen Blütenblättern.
Die Frucht ist eine gelbe bis orangefarbene Steinfrucht, die einer kleinen Pfirsich ähnelt, mit einem Durchmesser von 1,5–3 cm. Oft zeigt die Schale auf der Sonnenseite rötliche Flecken. Die Oberfläche kann glatt, faserig oder samtig mit sehr feinen Härchen sein. Das Fruchtfleisch ist meist fest und tendenziell eher trocken als sehr saftig. Der Geschmack reicht von süß bis leicht säuerlich. Der Samen ist von einer sehr harten, steinigen Schale umgeben.
Herkunft und Verbreitung
Die Aprikose stammt ursprünglich aus China. Nach Europa kam sie über Armenien – daher der lateinische Name. Auch der deutsche Name Aprikose nimmt Bezug auf diese historische Herkunft. Nach Mitteleuropa gelangte sie über Italien, Slowenien, die Steiermark und anschließend nach Österreich und Deutschland.
Verwendung / Dosierung
Die Aprikosenfrucht findet breite Verwendung in der Küche. In Zentralasien und rund um das Mittelmeer werden Aprikosenkerne traditionell als Mandelersatz verwendet. Italienischer Likör wie Amaretto sowie Amaretti-Gebäck werden mit Aprikosenauszügen aromatisiert – tatsächlich wird hierfür öfter Aprikosen- als Mandelaroma genutzt. Das Obst wird meist frisch verzehrt oder zu Konfitüre/Marmelade verarbeitet (mit dem typischen süß-säuerlichen Geschmack und feinem Aroma). Beliebt sind auch getrocknete Aprikosen, und vollreife Früchte werden für die Destillation von Aprikosenschnaps genutzt.
Die Aprikose spielt eine wichtige Rolle in der Traditionellen Chinesischen Medizin. Eine Legende berichtet von dem Arzt Dong Feng, der für seine erfolgreiche Behandlung keine Bezahlung verlangte außer dem Versprechen seiner Patienten, einen Aprikosenbaum zu pflanzen, wenn sie wieder genesen wären. Dies führte zu einem großen Bestand an Aprikosenbäumen und einer reichen Auswahl an medizinischen Zutaten.
Aprikosen zeichnen sich durch ihren hohen Nährwert aus, wirken reinigend und sind leicht abführend. In der Volksheilkunde kommen sie in Mischungen zur allgemeinen Kräftigung des Organismus zum Einsatz. In der armenischen Medizin wird die gesalzene Frucht als entzündungshemmendes und antiseptisches Mittel (sowie gegen Schmerzen) gereicht. In Vietnam werden Aprikosen bei Atemwegs- und Verdauungserkrankungen verwendet. Ein Auszug aus den Blüten wird in verschiedenen Regionen zur Förderung der weiblichen Fruchtbarkeit empfohlen. Die Rinde wird als adstringierendes Mittel und in Kombination mit der Wurzel zur Behandlung von Lebensmittelvergiftungen und cyanidhaltigen Toxinen eingesetzt.
Die Volksmedizin kennt auch die äußerliche Anwendung eines Rindenauszugs bei entzündeter Haut. Aprikosenkerne werden traditionell in Form von Aufguss oder Absud gegen Schmerzen, Asthma, Husten, Koliken, Wurmbefall, zur Förderung des Abhustens und für einen besseren Schlaf genutzt. Auch in anderen Kräuterbüchern werden Aprikosenkerne bei Asthmaanfällen, chronischer Bronchitis und Verstopfung eingesetzt. In weiteren Kulturen dient Aprikosenextrakt gegen Arthritis, Gelbsucht und generell gegen Entzündungen.
Bittere Aprikosenkerne enthalten Laetril (verwandt mit Amygdalin), auch als Vitamin B17 bekannt. Man sagte diesem Stoff eine unterstützende Wirkung in der Krebstherapie nach. Heute gilt dies als wissenschaftlich zu differenzieren: Einige Studien beschäftigen sich mit einer möglichen Wirkung bei Prostata- und Blasenkrebs in Tiermodellen. Es wurde nachgewiesen, dass Laetril unter Laborbedingungen das unkontrollierte Zellwachstum hemmen kann.
In kleinen Dosierungen wirkt Laetril auf Zelllinien stimulierend auf die Atmungsfunktion, fördert die Verdauung und steigert das allgemeine Wohlbefinden. Die Inhaltsstoffe der Aprikose zeigen vielfältige medizinische Wirkungen. Aufgrund des Gehalts an Vitamin A und Beta-Carotin gelten Frucht und Kerne als geeignete Kandidaten zur Prävention altersbedingter Makuladegeneration. Es gibt Hinweise darauf, dass sie die Sehkraft bei Retinitis pigmentosa unterstützen und das periphere Sehfeld leicht verbessern können.
Bestimmte Flavonoide in Fruchtfleisch und Kern zeichnen sich zudem durch antioxidative Aktivität aus. Antioxidantien entstehen entweder im menschlichen Körper selbst bei Kontakt mit Sauerstoffradikalen oder werden über die Nahrung aufgenommen. Es wird angenommen, dass diese Flavonoide dazu beitragen, freie Radikale im Körper zu neutralisieren.
Wirkstoffe
Fruchtfleisch und Kerne der Aprikose enthalten zahlreiche Citrate, Tartrate, Carotinoide und Flavonoide. Zu den Mineralien gehören besonders Natrium, Eisen, Kalzium und Phosphor.
Der wichtigste therapeutisch interessante Inhaltsstoff ist Laetril, der chemisch mit Amygdalin verwandt ist und eine Cyanogruppe enthält.
Die Wirksamkeit von Amygdalin beruht darauf, dass Krebszellen – abweichend von gesunden Zellen – einen besonders hohen Zuckerbedarf haben. Amygdalin ist ein cyanogenes Glycosid, das im feuchten Umfeld und bei enzymatischer Aktivität in Blausäure und Zucker (zwei Moleküle Glukose) aufgespalten wird. Für die Krebszelle ist dieser "süße Lockstoff" attraktiv: Sie nimmt das Amygdalin auf – bleibt aber am Ende nur die giftige Blausäure, die sie zerstört. Gesunde Zellen können das Molekül besser ignorieren und sind weniger betroffen.
Traditionelle Dosierung
Für den täglichen Bedarf an bestimmten Vitaminen reichen bereits 2–3 Aprikosen am Tag.
Für die Dosierung der Aprikosenkerne gibt es bislang keine allgemein gültigen Empfehlungen. Medizinische Quellen raten zur Reduktion der Menge im höheren Alter und bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Dosierung muss individuell an das therapeutische Ziel angepasst werden. Maximaldosen sollten nicht überschritten werden. In der Literatur ist ein Fall von Vergiftung nach dem Verzehr von 220 g Aprikosenkernen beschrieben. Kinder sollten keine Aprikosenkerne konsumieren.