Ananas – Ananas comosus

Gebräuchliche Namen: Ananas, Ananas sativus, Ananas comosus, Ananas jadalny, ananá, ananás, la piña, piña, pineapple, Bromelatin, Bromelain, Bromelia ananas, l’ananas, ananasso, cekulainais ananass, piña de Indes, Lat. Ananas comosus
Lateinischer Name: Ananas comosus
Herkunft: Asien, Europa, Südamerika
Kurzvorstellung
Ananas bevorzugt tropisches Hügelland mit Nachttemperaturen zwischen 15–18 °C und Tagestemperaturen um 25 °C. Beim Anbau im Innenraum benötigt sie im Sommer 21–25 °C und im Winter 18–21 °C, jedoch nie weniger. Sie liebt Licht, gedeiht aber am besten an sonnigen bis halbschattigen Plätzen, nicht in ganztägigem Sonnenlicht.
Niedrige Nachttemperaturen fördern die gleichzeitige Blüte und somit die Ernte. Sie bevorzugt sandige, gut durchlässige Böden mit ausreichend Humus (wegen des schwachen Wurzelsystems), der optimale pH liegt zwischen 5,5 und 6,2 (sauer). Die Keimfähigkeit der Samen bleibt im tropischen Klima mehrere Monate erhalten.
Für die Hauskultur werden Blattrosetten verwendet, die durch Abtrennen, Trocknen und anschließendes Einpflanzen vermehrt werden. Auf Plantagen erfolgt der Anbau in Doppelreihen (innerhalb der Reihe 30 cm, zwischen den Reihen 50–100 cm Abstand). Nach der ersten Ernte werden die Früchte entfernt und die Pflanze kann an anderen Rosetten erneut ernten.
Eine Pflanzenlebensdauer umfasst 12–16 Monate bis zur Reife, ein Exemplar kann bis zu 3-mal fruchten, Plantagen bestehen meist 5 Jahre. Anbau erfolgt oft in Reinkultur oder gemeinsam mit Bananen, Papaya oder langlebigen Bäumen wie Gummibaum, Avocado, Mango. Die Pflanze ist xerophytisch und effizient bei der Wassernutzung, daher für Gebiete mit geringen Niederschlägen geeignet (50–200 cm).
Im Jahr 2013 betrug die weltweite Ananasproduktion 24,9 Mio. t; größter Exporteur ist Costa Rica (3/4 der in Europa verkauften Früchte). Weitere Hauptanbauländer: Brasilien, Thailand, Philippinen.
Ausführliche Beschreibung
Exotische Frucht mit heilsamen Enzymen.
Botanische Informationen
Ananaspflanze erreicht eine Höhe von 70–150 cm (manchmal auch mehr) und einen Durchmesser von etwa 75 cm. Sie besitzt einen kurzen, dicken Stamm und wachsartige Blätter, die eine dichte Rosette am Boden bilden. Die Blätter sind fest, fleischig, schwertförmig, gelegentlich glatt, 90–130 cm lang und am Rand gezähnt.
Aus der Mitte der Rosette wächst ein etwa 30 cm hoher, kräftiger Stängel, der mit festen Hochblättern eine große, schuppenartige Blütenkolben bildet, in deren Achseln 50–200 kleine, blau- bis purpurrote zwittrige Blüten mit röhrenförmiger Krone sitzen. Seitliche Rosetten entstehen aus Knospen und dienen der vegetativen Vermehrung.
Die Bestäubung erfolgt teils durch Insekten oder Kolibris, jedoch bilden sich auch ohne Bestäubung Früchte. Die Einzelbeeren verflechten sich mit Stängel und Hochblättern zu einem fleischigen Fruchtverband – der allgemein als „Ananas“ bekannten Frucht, die etwa 3 Monate nach der Blüte reift. Eine Frucht wiegt 0,5–3,5 kg, davon machen bis zu 70% das Fruchtfleisch, bis zu 25% die Schale und der Rest die Endrosette sowie das fleischige Fruchtgerüst aus. Das Fruchtfleisch ist saftig, aromatisch, weiß bis gelblich mit angenehmem Duft. Die Samen haben eine harte Samenschale mit festem Endosperm.
Herkunft und Verbreitung
Die Ananas stammt ursprünglich aus Südamerika, genaue Ursprungsregion bleibt jedoch unsicher. Verschiedene Quellen nennen das Gebiet zwischen Brasilien und Paraguay, mit dem Paraná-Fluss in Paraguay als wahrscheinlichem Ursprungsgebiet. Die Ureinwohner Südbrasiliens und Paraguays verbreiteten den Ananasanbau in ganz Südamerika bis nach Mittelamerika, Mexiko und in die Karibik, wo die Frucht von Maya- und Aztekenkulturen domestiziert wurde.
Christoph Kolumbus entdeckte die Ananas 1493 auf Guadeloupe, bezeichnete sie als piña de Indes (engl. „pine of the Indians“) und brachte sie nach Spanien. Spanier und Portugiesen verbreiteten sie später auf den Philippinen, Hawaii, Guam, Azoren, Australien, Malaysia, Simbabwe und Indien (ab 1550). Nach Nordeuropa gelangte sie erstmals durch holländische Händler. Die erste europäische Ananas wurde möglicherweise 1658 von Pieter de la Court in Holland gezogen. In England wurde sie 1723 (Chelsea), in Frankreich 1733 (Versailles bei Ludwig XV.) eingeführt. Aufgrund hoher Kosten entwickelte sich die Ananas bald zum Symbol für Reichtum und wurde auf Festen als Dekoration präsentiert, jedoch selten verzehrt.
John Kidwell brachte vermutlich die Ananas nach Hawaii. Kommerzieller Ananasanbau begann dort Ende des 19. Jahrhunderts unter amerikanischen Unternehmen wie Dole Food Co. Heute wird auf Hawaii nur noch auf der Dole Plantation exportorientiert angebaut (etwa 0,1% Weltproduktion).
Verwendung / Dosierung
Auf den Philippinen werden die Fasern der Ananasblätter als Textilmaterial für traditionelle festliche Kleidung (Barong Tagalog, Baro't Saya) genutzt und auch für Poster, Möbel, Spezialpapier oder Kompositmaterialien verwendet. Die Pflanze dient ebenso als Zierpflanze.
Ananas kann frisch, gekocht, püriert oder konserviert genossen werden und findet sich in zahlreichen Küchen weltweit. Sie kann kandiert, getrocknet, gefroren, als Marmelade, Sirup, Gelee, Saft, Nektar, Likör (z. B. Chicha, Pina Colada) verarbeitet werden.
Ananas enthält das proteolytische Enzym Bromelain, eine Enzymmischung mit proteolytischen, phospahtasen, glukosidasischen, peroxidasischen, cellulastischen Funktionen und Glycoproteinen, ergänzt durch Proteinaseinhibitoren. Bromelain wird zur Linderung entzündlicher Schwellungen besonders im Bereich der Nase und Nasennebenhöhlen nach Operationen oder Verletzungen genutzt. Es findet Anwendung bei Heuschnupfen, entzündungsgetragenem Reizdarmsyndrom, Entfernung geschädigten Gewebes nach Verbrennungen, Vorbeugung von Lungenödemen, Muskelentspannung und -kontraktion, Verlangsamung der Blutgerinnung, Förderung der Aufnahme von Antibiotika, Krebsprophylaxe sowie Unterstützung der Fettverbrennung.
Klinische Studien belegen bei Kindern mit akuter Sinusitis die Wirksamkeit von oral verabreichtem Bromelain zur Symptomreduktion. Tierexperimente zeigten Vorteile bei der lokalen Anwendung gegen abgestorbenes Gewebe nach Verbrennungen (Débridement), mit deutlich verbesserten Heilungsprozessen.
Bromelain lindert nachweislich Schmerzen und Schwellungen nach Operationen, Frakturen oder zahnärztlichen Eingriffen. Es wird in Kombinationspräparaten gegen Osteoarthritis eingesetzt und scheint Schmerzen sowie Gelenkfunktion in Vergleich zu klassischen Entzündungshemmern wie Ibuprofen, Naproxen oder Diclofenac günstig zu beeinflussen. Studien zeigen, dass Bromelain in Kombination mit Enzymen wie Trypsin zur Schmerzlinderung und Funktionsverbesserung beiträgt.
Bromelain zeigt in Labor- und Tierexperimenten antimikrobielle, antivirale, antimykotische und antihelminthische Effekte, u. a. gegen Trichoderma viridae sowie Parasiten und Bakterien. Zahlreiche Untersuchungen deuten darauf hin, dass Bromelain das Wachstum und die Verbreitung von Tumorzellen hemmen kann und krebshemmende Eigenschaften besitzt, z. B. durch Steigerung der Wirksamkeit von Chemotherapeutika. In klinischen Fällen zeigte Bromelain eine auf die Immunantwort modulierende Wirkung.
Ananassaft reduziert zudem krebserregende mutagene Aktivitäten und hemmt die Bildung toxischer Metabolite durch die enthaltene Ascorbinsäure. Im traditionellen Gebrauch wird Ananassaft in Mittel- und Südamerika gegen Verdauungsbeschwerden, Entzündungen und zur Linderung von Gewebeverletzungen eingesetzt. In der indigenen Medizin galt Ananassaft als Mittel gegen Entzündungen, Warzen, Tumoren, als Diuretikum, Parasitenmittel und zur Unterstützung beim Abnehmen.
Für schwangere und stillende Frauen gilt der normale Verzehr als ungefährlich. Allgemein wird von sehr hohen Dosen (über 2.500 mg Bromelain/Tag) abgeraten, da diese Übelkeit und Herzrasen verursachen können. Allergiker auf Latex, Getreide, Sellerie, Papaya oder Karotten sollten vorsichtig sein, da Kreuzallergien möglich sind. Ebenso wird Kindern von reinen Bromelainpräparaten abgeraten.
Ananas in handelsüblichen Mengen ist sicher, hohe Mengen sollten jedoch zwei Wochen vor operativen Eingriffen sowie bei gleichzeitiger Einnahme bestimmter Medikamente wie Amoxicillin, Warfarin, Clopidogrel, Aspirin, Phenytoin, Barbituraten, Zolpidem und trizyklischen Antidepressiva vermieden werden.
Wirkstoffe
Die Frucht enthält Gallus-, Gentisin-, Apfel-, Ölsäure, Ferul-, Isoferul-, o-Kumarin-, Palmitin-, Zitronen-, Protokatechu-, Sinapin-, Stearin-, Oxal-, 3-Hydroxybenzo-, 4-Hydroxybenzo-, Linol-, Transmethoxyzimtsäure, Chlorogen- und p-Kumaroylchinasäure. Hinzu kommen Vanillin, Taxifolin, Genistin, Syringaldehyd, Epicatechin, Quercitrin, Ethylacetat, Kaempferol, Myricetin, Chavicol, Tyramin, verschiedene Aminosäuren (u. a. Alanin, Arginin, Asparagin) sowie Polyphenole, Vitamin E, Vitamin A und B-Komplex.
Der Mangangehalt beträgt in 100 g Frucht bis zu 44% des Tagesbedarfs, der Vitamin-C-Gehalt 58%. Zwei Ananasscheiben liefern ca. 100 mg Vitamin C.
Traditionelle Dosierung
Laut deutschen Behörden liegt die empfohlene Bromelain-Dosis bei 80–320 mg 2–3-mal täglich. Zur Verdauungsförderung oder Geweberegeneration werden 500–2.000 mg 2–4-mal täglich verwendet. Klassisch beträgt die Ananasdosis 40 mg Bromelain 3–4-mal pro Tag. Die tägliche Verzehrmenge von Ananasfrucht ist nicht spezifisch begrenzt.